Grusswort
Innerhalb kürzester Zeit hat die COVID-19-Pandemie unsere Welt komplett aus den Fugen gehoben. Die gravierenden Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie haben zu massiven Verwerfungen an den Finanzmärkten und verheerenden Folgen für die Wirtschaft geführt. Auch auf dem globalen Private Equity-Markt hat die COVID-19-Krise einen signifikanten Einfluss. Die Fondsmanager stehen vor großen Herausforderungen beim Management bestehender Portfolios, vor allem aber beim Abschluss neuer Transaktionen und dem Fundraising, was sich deutlich
in den Zahlen bemerkbar macht. Doch die Private Equity Branche ist krisenerprobt und hat sich bereits in der globalen Finanzkrise und der Dotcom-Krise durchaus widerstandsfähig gezeigt. Und auch jetzt stehen die Zeichen gut, dass Private Equity Investments der Krise trotzen und Anlass für vorsichtigen Optimismus geben.
Für eine verlässliche Einschätzung der Auswirkungen der COVID-19-Krise auf den Private Equity-Markt ist es zum jetzigen Zeitpunkt noch zu früh, aber eine erste Zwischenbilanz lässt sich durchaus ziehen. Knapp ein halbes Jahr nach dem Lockdown zeigen sich die Auswirkungen der Corona-Krise deutlich in den Portfolien. Die Pandemie hat Unternehmen unterschiedlicher Branchen ungleich hart getroffen. Während Firmen der Bereiche Technologie, Software und Gesundheitswesen klar als Profiteure aus der Krise hervorgehen, sind vor allem Firmen aus den
Bereichen Tourismus, Gastronomie, Einzelhandel und der Live-Entertainment-Industrie Opfer der Pandemie. Sie mussten aufgrund der Lockdown-Maßnahmen teilweise komplett ohne Umsätze auskommen.
Doch die Fondsmanager haben in der Krise sehr schnell reagiert und ihre Portfoliounternehmen operativ und finanziell unterstützt, sodass aktuell noch keine hohen Ausfallraten bei Buyout-Transaktionen sichtbar sind.
Ernüchterung im zweiten Quartal
Das Analysehaus Preqin schätzt, dass das Dry Powder-Volumen im Juni 2020 circa 1,5 Bio. US-Dollar betragen hat und für viele Fondsmanager einen entsprechenden Anlagedruck erzeugt. Gleichzeitig ist die künftige wirtschaftliche Entwicklung in vielen Industrien noch ungewiss, so dass Geschäftspläne schwer prognostizierbar sind. Diese Risiken haben einen negativen Effekt auf die Finanzierung und Bewertung von Unternehmen, was wiederum zur Folge hat, dass nur wenige Verkäufer Unternehmen an den Markt bringen. Vor diesem Hintergrund ist es nicht überraschend, dass die Zahl der Buyout-Deals im zweiten Quartal 2020 dramatisch zurückging und eines der niedrigsten Niveaus der letzten Jahre verzeichnete. Da jedoch viele Deals in den vergangenen Monaten zunächst auf Eis gelegt wurden, besteht berechtigte Hoffnung, dass im zweiten Halbjahr wieder Bewegung in den Transaktionsmarkt kommen dürfte – vorausgesetzt, die Pandemie schlägt nicht erneut zu. Viele Private Equity-Häuser zeigen sich bereits wieder offen für neue Transaktionen und beobachten sehr genau das Marktgeschehen. Im Fokus stehen vor allem Unternehmen mit gesundem Geschäftsmodell, die sich in der COVID-19-Krise stabil behaupten bzw. jene, die grundsätzlich solide aufgestellt sind, jedoch temporär in Liquiditätsnot geraten.
Auch im Fundraising ist die COVID-19-Krise deutlich spürbar: Das Fundraising-Volumen im ersten Halbjahr 2020 fiel im Vergleich zum Vorjahr aufgrund eines sehr schwachen zweiten Quartals (lediglich 116 Mrd. US-Dollar) von 926 Mrd. USDollar auf 884 Mrd. US-Dollar. Weltweit haben nur 225 Fonds – wovon sich 116 auf Nordamerika und 45 auf Europa konzentrieren – ihr Fundraising abgeschlossen, was den niedrigsten von Preqin gemessenen Wert seit 2015 darstellt. Gleichzeitig benötigten die Fondsmanager im Vergleich zum Vorjahr länger, um ihre Fonds zu
schließen.
Historisch stabile Nettorenditen
Preqin beziffert den Median der jährlichen Nettorenditen von analysierten Private Equity-Fonds seit 2000 auf 10 % bis 15 %. Dies macht Private Equity nach wie vor zu einer der erfolgreichsten Anlageklassen, welche vor allem im derzeitigen Niedrigzinsumfeld attraktive Investitionsmöglichkeiten für Investoren bietet. So sind die im Bereich Buyout verwalteten Vermögen seit 2009 kontinuierlich angestiegen und haben im Dezember 2019 die Marke von 4,5 Bio. US-Dollar überschritten. Durch die potenziell zunehmende Diskrepanz zwischen der Rendite unterschiedlicher
Fondsmanager wird die Selektivität im Auswahlprozess der Investoren an Relevanz deutlich zunehmen. Zudem sind Investoren in Zeiten erhöhter Unsicherheit gewillt, geringere Risiken einzugehen, was sich bereits in einem verstärkten Interesse an Secondaries widerspiegelt.
Lehre aus den vergangenen Krisen
Die vergangenen Krisen haben uns gelehrt, dass zum einen kurzfristig Neutransaktionen und Abverkäufe durch die Krise verzögert werden, so dass sich die Kapitalabrufgeschwindigkeit
verlangsamen und die Haltedauern verlängern werden. Zum anderen haben sich die Jahre nach großen Krisen als sehr gute Investitionsjahrgänge erwiesen und Private Equity-Transaktionen eine sehr gute Resilienz gegen wirtschaftliche Herausforderungen gezeigt. Beides kann als Indikator für die zukünftige Entwicklung dienen. In der Finanzkrise 2008/2009 zeichneten sich
bereits nach circa 12 bis 18 Monaten nach Kriseneintritt signifikante Erholungen ab. Die Bewertungen erreichten nach knapp zwei Jahren wieder das Vorkrisen-Niveau. Analysen belegen, dass Fonds, die in wirtschaftlichen Krisenzeiten ihre ersten Investments getätigt haben, zu denjenigen gehören, die schließlich eine besonders gute Performance erwirtschaften. Mit anderen Worten, gerade die in Krisenzeiten gezeichneten Top-Fonds haben von den in der Krise gefallenen Unternehmensbewertungen profitiert und damit die Grundlage für den künftigen Erfolg ihrer Investitionstätigkeit gelegt.
Guter Zeitpunkt für Private Equity
Nach einer anfänglichen Schockstarre stehen die Zeichen gut, dass der Private Equity-Markt gestärkt aus der Krise hervorgeht. Anleger, denen an der Rendite ihrer Investments gelegen ist, sollten daher den Aufbau ihrer Private Equity-Allokation vorantreiben, um die Vorzüge der Nachkrisen-Vintages auszukosten. Hinzu kommt, dass das Niedrigzinsumfeld aufgrund der massiven Neuverschuldung vieler Länder in der COVID-19-Krise voraussichtlich noch einige Jahre vorherrschen wird. Gleichzeitig dürften einige Investoren jüngst erst wieder schmerzhaft die Volatilität der Aktienmärkte zu spüren bekommen haben. All dies dürfte dazu führen, dass sich der Trend zu Alternativen Anlagen wie Private Equity Investments weiter verstetigen wird.
Golding Capital Partners ist seit nunmehr fast 20 Jahren im Private Equity-Markt tätig und hat die vergangenen Krisen erfolgreich gemeistert. Die COVID-19-Krise stellt auch uns vor besondere Herausforderungen. Die letzten Wochen mit unzähligen Gesprächen mit unseren Fondsmanagern, Investoren und anderen Marktteilnehmern haben uns aber wieder ganz deutlich gemacht, worauf es ankommt: langjährige Erfahrung, hohe Kompetenz, ein leidenschaftliches Team sowie gute, langfristige und vor allem vertrauensvolle Beziehungen.
Auch das FYB Financial YearBook Germany ist seit vielen Jahren eine feste Größe in der Private Equity-Branche und stellt eine wertvolle Kommunikationsplattform für die Finanzindustrie dar, die auch im großen Kreis unserer institutionellen Kunden sehr geschätzt wird. Wir freuen uns, in der aktuellen Ausgabe FYB Financial YearBook Germany 2021 wieder unterstützend dabei zu sein und wünschen allen eine interessante Lektüre.
Jeremy P. Golding
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