Jahrelang ist für die milliardenschweren Bosse der Buyout-Branche fast alles richtig gelaufen. Jetzt, da seit 20 Jahren erstmals wieder die Zinssätze steigen und ihr Geschäftsmodell vor der größten Bewährungsprobe seit dem Crash von 2008 steht, richtet sich der Blick von Private Equity-Unternehmen auf neue Investoren, von denen sie sich die nächste Revolution erhoffen: einen noch nie dagewesenen Zustrom von Geldern von Kleinanlegern.
Das ist der Grund dafür, warum Branchen-Insider zuversichtlich sind, selbst nachdem die Bedingungen, die einen jahrzehntelangen Boom in der Privatwirtschaft ausgelöst hatten, in das Gegenteil umgeschlagen sind. „Für Private Equity bricht eine großartige Zeit an, wenn sich die Märkte wieder stabilisieren“, so Verdun Perry, Global Head von Blackstone Strategic Partners zuversichtlich im September in Cannes auf einer Konferenz. Der Zustrom von Privatkundengeldern sei nur eine Frage des Wann, nicht des Ob.
Buyout-Unternehmen haben in den letzten Jahren zahlreiche Geschäfte zu häufig atemberaubenden Bewertungen realisiert und dabei immer mehr Schulden aufgenommen. Jetzt halten sie Unternehmen, deren Fremdkapitalkosten steigen, während ihre Gewinne sinken. Die Aussicht, daß diese Unternehmen in Schwierigkeiten geraten, zaubert anderen ein Lächeln ins Gesicht – den Investoren, die auf notleidende Kredite spezialisiert sind.
Manche haben große Bedenken, ob des Zusammentreffens von sinkenden Gewinnen, geringerem Cashflow und steigenden Kreditkosten. Sie sehen kaum einen Weg zu einer sanften Landung für die Branche. Sie sind der Meinung, dass der Zenit des Marktes überschritten wurde und machen sich vor allem Gedanken über die Praktiken der Branche. Nicht wenige kritisieren den Einsatz von „continuation funds“ in der Branche, ein schnell wachsendes Modell, bei dem eine Private Equity-Gruppe ein Portfolio-Unternehmen an sich selbst verkauft, indem sie es zwischen zwei eigenen Fonds verschiebt. Kritiker bezeichnen diese Maßnahme als Trick, mit dem die Renditezahlen sozusagen manipuliert werden.
Notwendigkeit eines starken Governance-Rahmens
„Jetzt zielt die Branche auch auf Menschen, die weiter unten auf der Leiter stehen. Wir sprechen von einer echten Demokratisierung“, so Virgine Morgon, CEO der Buyout-Gruppe Eurazeo. Die Branche würde auch Geld von Menschen nehmen, die USD 5.000 oder USD 10.000 investieren wollen. Im September 2022 warnte Ariane de Rothschild, Verwaltungsratspräsidentin der Schweizer Edmond de Rothschild Group, vor „der Notwendigkeit eines starken Governance-Rahmens, um Missverständnisse und potentielle Rufschädigung zu vermeiden“, wenn normale Investoren einbezogen werden.
Einige warnen davor, dass sich die Branche in einem Schwebezustand befinde, da die privaten Bewertungen der Unternehmen, die den Konzernen gehören, und den nicht öffentlich gelisteten privaten Beteiligungsgesellschaften selbst, nicht ebenso wie die öffentlichen Märkte gefallen sind. Es ist irgendwie interessant, denn die privaten Märkte scheinen ihre Bewertungen immer noch beizubehalten. Doch irgendwann werden sie sich annähern. Ob das nach oben oder nach unten geht, wird die Zeit zeigen. – Die Aktien von Blackstone, KKR, Apollo Global Management, Carlyle Group, EQT und Bridgepoint sind in diesem Jahr alle stärker gefallen als der S&P 500.
Das hat bei weitem nicht allen Deal-Makern die Laune verdorben. Ein Top-Manager einer europäischen Buyout-Gruppe sagte, er sei zuversichtlich, dass „das goldene Zeitalter von Private Equity gerade erst beginnt“. Einer der Hauptgründe für diesen Optimismus ist der steigende Mittel-Zufluss von Privatpersonen; er steht im Gegensatz zu den Hauptinvestoren wie Pensionsfonds, Stiftungen und Staatsfonds, die bisher das Wachstum der Branche angetrieben haben. Führende Persönlichkeiten aus der Branche bezeichnen dies als „Demokratisierung“ von Private Equity. In einem Bericht von Morgan Stanley und Oliver Wyman aus dem Jahr 2021 hieß es, dass Personen, die zwischen USD 1 Mio. und USD 50 Mio. investieren können, bis 2025 zusätzlich geschätzte 1,5 Mrd. USD in private Märkte investieren werden.
Im Magazin-Teil unserer Jubiläumsausgabe erwarten Sie wieder 10 prominente Autoren sowie spannende und neue Themen aus der Private Equity- und Corporate
Finance-Industrie.
Building Better Businesses – Wie das Management von ESG-Faktoren langfristig bessere Unternehmen schafft, erläutert Andi Klein (Triton Partners). – Unsere langjährigen Autoren Christoph Ludwig und Thomas Unger (BLL Braun Leberfinger Ludwig Unger) beleuchten den Status quo der aktuellen steuerlichen Entwicklungen bei Private Equity- und Venture Capital-Fonds und inwieweit heuer der „Ausbruch aus der Zeitschleife“ gelungen ist: Steuerliche Neuerungen und (Nicht)
Entwicklungen bei Private Equity- und Venture Capital-Fonds.
Welche Chancen sich für Privatinvestoren auftun bei Investments in klimafreundliche Infrastrukturen, darauf gibt Dr. Andreas Jobst mit seinen Co-Autoren Dr. Markus Zimmer und Pablo Espinosa Uriel (alle Allianz SE) umfänglich Antwort. – Simon Frank (Pictet Asset Management) führt die Herausforderungen bei der Umstellung unserer Ernährungssysteme aus und wie das Investieren in eine gesunde und nachhaltige Ernährung der Welt gelingen kann. – Große Ambitionen zeigt der junge World Fund, der ausschließlich Impact Investments tätigen will. Einer der Gründungspartner, Danijel Visevic schildert, inwieweit der Umbau zu einer regenerativen Wirtschaft große Renditechancen für Investoren bietet.
Wie alternative Finanzierungen Unternehmen helfen, durch die Krise zu steuern und welche greifbaren Lösungen sie in unsicheren Zeiten bieten, erläutert CarlJan von der Goltz (Maturus Finance). – Die Art und Weise wie künstliche Intelligenz und Big Data die Marktforschung verändern und warum gute Daten gute Geschäfte bedeuten, schlechte Daten als Grundlage aber richtig teuer werden können, das verrät Ihnen Robin Tech (delphai).
Über vermögensrechtliche Stolpersteine für Private Equity Manager klären Dr. Christoph Philipp und Hannah Roggermaier (POELLATH) auf. – Und warum ein Aufsichtsrat als Vertreter von Investoren-Interessen im Start-up-Bereich schnell in Interessenskonflikte geraten kann und wie diese vermieden werden können, erläutern Dr. Christof Schneider und Anselm Graf (beide ARQIS).
Wenn Sie Ihr traditionelles Portfolio mit einer Krypto-Beimischung auffrischen wollen, dann können Sie sich an den neuesten Ausführungen von Prof. Dr. Philipp Sandner (Frankfurt School of Finance & Management und Gründer des Frankfurt School Blockchain Center) und seinen Co-Autoren Felix Fernandez und Maximilian Bruckner orientieren.
Das FYB 2023, in seiner 20. Ausgabe, erfreut sich großer Beliebtheit mit 15 Prozent mehr Firmenprofilen als im Jahr zuvor. Sie finden auch Einträge ausländischer PEUnternehmen, die im FYB Financial YearBook und auf dem deutschen Markt präsent sein wollen. Das FYB 2023 bietet über 270 Standard-Einträge: 120 Private Equity-Firmen, 31 Anwaltskanzleien, 43 Corporate Finance-Spezialisten, 29 Unternehmens- und Personalberater, 30 Netzwerke etc. Damit bleibt das FYB 2023 auch weiterhin das führende Nachschlagewerk für alternative Finanzierungen in Deutschland. Auch bietet es Ihnen regelmäßig interessante Nachrichten auf www.fyb.de.
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Tatjana Anderer