Vorwort der Herausgeberin
Viele kleine und mittelständische Unternehmen wurden durch die COVID-19 Pandemie über Nacht gezwungen, neue, digitale Wege zu beschreiten, um ihre Kunden zu erreichen – mit Erfolg. Die Chancen, die damit verbunden sind, werden wahrgenommen, die Digitalisierungswelle rollt. Know-how und Ressourcen, um eine passende Digitalstrategie zu formulieren und deren Umsetzung zu realisieren, fehlen jedoch häufig. Hier nehmen digital erfahrene, kapitalstarke Private Equity-Unternehmen eine neue, starke Rolle ein, sie bringen Expertise bei Digitalisierungsthemen in verschiedenen Branchen ein, was sie als Investor noch attraktiver macht.
ESG, SDG, Sustainable oder Impact Investing heißen die neuen Schlagworte in der Finanzindustrie. Kein Unternehmen – auch solche außerhalb der Finanzbranche – wird ohne eine Beschäftigung mit ESG auskommen. Es geht darum, bestimmte negative Auswirkungen beim Investieren durch einen Prüfkatalog auszuschließen und im Risikomanagement bestimmte Nachhaltigkeitsrisiken zu überwachen. Das Thema Impact Investing wird weiterhin an Fahrt gewinnen, wenngleich die ESG-Vorschriften Unternehmern eine soziale und ökologische
Verantwortung auferlegen, die einen erheblichen Zeit- und Personaleinsatz verlangt. Bloomberg-Analysten gehen davon aus, dass schon 2025 jeder dritte Dollar in nachhaltige Geldanlagen fliesst. Jedoch lauert die Öko-Falle im Kleingedruckten. Oft sind die Kriterien für Nachhaltigkeit so diffus formuliert, daß sich auch vermeintliche Öko-Fonds kaum von den konventionellen unterscheiden.
SPACs (Special Purpose Acquisition Companies) sind als Investoren sehr populär geworden. Sind ihre Wachstumsaussichten gut genug, können schnell wachsende junge Unternehmen mit einem SPAC fusionieren und so an die Börse gelangen. Im Jahr 2020 waren rund 250 SPACs mit einem Gesamtwert von 79 Milliarden USD an der US-Börse notiert; im Januar 2021 stieg ihr Wert um 40 Milliarden USD. Europäische Investoren sind hier noch zurückhaltend: es gibt bislang nur 3 SPACs. Der Gründer von LAKESTAR, Klaus Hommels, hat eines davon (275 Mio. Euro) an die Börse gebracht.
Das Geschäft mit Fusionen und Übernahmen (M&A) hat sich seit der CoronaPandemie spektakulär erholt und steuert auf ein neues Rekordjahr zu, sowohl in den USA als auch in Europa. Investmentbanken erwarten, daß die goldenen Zeiten andauern. Nicht zuletzt, weil die Finanzinvestoren weiterhin sehr aktiv sind – sie sitzen auf riesigen Beträgen, die investiert werden müssen – und die Leitzinsen der Notenbanken weiterhin niedrig sind. Die günstige Finanzierung macht viele Deals erst möglich.
Zwölf prominente Autoren bieten Ihnen im Magazin-Teil vorne im FYB 2022 zehn spannende und hochaktuelle Themen aus der Private Equity‑, Corporate Finance‑, SPAC- und Blockchain-Industrie:
Die Digitalisierung stellt viele mittelständische Unternehmen vor große Herausforderungen. Es fällt oft schwer, den richtigen Ansatz und die richtigen Berater zu finden. Mit welcher Strategie man am besten in die digitale Zukunft investiert, erklärt Andi Klein (Triton Partners). – Dr. Stefan Sambol (OMMAX) hat schon zahlreiche Digitalisierungsprozesse beraten und erläutert, warum er und seine Partner Private Equity Fonds als echte Treiber der Digitalisierung für mittelständische Unternehmen in Europa identifiziert haben. – Wie der Einsatz von Digital Ledger Technology (DLT) den Asset Management Sektor inklusive dem Risikomanagement verändern wird, referiert Frank Dornseifer (BAI) detailliert in seinem Beitrag über die Tokenisierung – der Überführung von Vermögenswerten in die digitale Dimension – mit Hilfe von Blockchain-Technologie.
In diesem Jahr haben Christoph Ludwig und Thomas Unger (BLL Braun Leberfinger Ludwig Unger) zum dreizehnten Mal in Folge einen interessanten Beitrag zu einem Tax Compliance-Thema im FYB Financial Yearbook verfasst. Dabei stellen sie fest, dass in einigen steuerlichen Themenkomplexen „nichts mehr fließt“ (sozusagen eine Abkehr von πάντα ῥεῖ – alles fließt), in anderen Themenbereichen die Flussrichtung nicht stimmt (πάντα ῥεῖ – alles fließt, aber eben in die falsche Richtung). Wir danken den Autoren!
Impact Investing ist im Steigflug begriffen! Allein in der DACH-Region wird fast eine Verfünffachung des nachhaltig gemanagten Kapitals in den nächsten 3 Jahren auf rund 3,8 Billionen Euro erwartet. Auf den Anzeigenseiten gängiger Kapitalanlage-Veröffentlichungen gibt es fast kein Produkt mehr, welches nicht mit ESG, SDG, Sustainable oder Impact wirbt. Gerhard Schwartz (Wi Venture) und Mauritz von Einem (ARQIS) nehmen die verschiedenen Begrifflichkeiten und deren Wirkweise im Markt genauer unter die Lupe. Nicht überall ist Impact drin, nur weil Impact draufsteht. – Wagniskapitalgeber, die in Green-TechStartups investieren, sind Tobias Seikel und Lena Thiede (Planet A). Sie führen aus, warum Nachhaltigkeit für Investoren eine immense Chance bietet, eine zukunftsfähige Entwicklung zu unterstützen, und gleichzeitig Renditen zu erzielen. Sie erklären den USP ihrer Vorgehensweise – die Messbarkeit, das heißt, die wissenschaftliche Bewertung von Nachhaltigkeit über massgeschneiderte Wirkungsindikatoren.
Seit kurzem werden Special Purpose Acquisition Companies („SPACs“) vor allem in den USA als Investor gehypt. Dabei handelt es sich um Börsengesellschaften, die lediglich Geld beinhalten und daher häufig auch als „Blankoscheck-Unternehmen“ bezeichnet werden. In seinen Ausführungen erörtert Prof. Rüdiger Loitz (Fakultät für Betriebswirtschaftslehre der Universität Köln) die Anforderungen und Herausforderungen bei einer SPAC-Transaktion und gibt einen Überblick über die Entwicklungen im deutschen Umfeld.
Die akute Gefahr durch die Pandemie scheint gebannt. Doch immer wieder neue Herausforderungen bei Unternehmensfinanzierung, Wachstum oder Distressed Mergers & Acquisitions erfordern zunehmend alternative Ansätze, wie Sale & Lease Back. Wie wirtschaftliche Erholung trotz bleibender Unsicherheiten gelingen kann, erläutert Carl-Jan von der Goltz (Maturus Finance). – Einen Überblick und wertvolle Praxis-Tips bezüglich der aktuellen Entwicklungen im Hinblick auf das Fonds-Standortgesetz und den Auswirkungen für Private-Equity und Real-Estate gibt Thomas Jäger (LM Audit & Tax).
Gewährleistungs- und Freistellungsversicherungen (Warranty and Indemnity Insurances) sind seit vielen Jahren fester Bestandteil der M&A‑Transaktionspraxis. Philipp von Braunschweig, LL.M. (POELLATH) diskutiert die Markttrends im W&I‑Versicherungsmarkt und ihre Auswirkungen auf die M&A‑Vertragspraxis.
Das FYB 2022 wächst mit einem Umfang von 512 Seiten um ca. 8 Prozent und erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Sie finden auch Einträge ausländischer Private Equity-Unternehmen, die im FYB Financial YearBook und auf dem deutschen Markt präsent sein wollen. Das FYB 2022 bietet 275 Standard-Einträge: darunter 133 Private Equity-Firmen, 30 Anwaltskanzleien, 41 Corporate
Finance-Spezialisten, 3o Unternehmens- und Personalberater, 35 Netzwerke. Damit bleibt das FYB 2022 auch weiterhin das führende Nachschlagewerk für alternative Finanzierungen in Deutschland und bietet Ihnen regelmäßig interessante Nachrichten auf www.fyb.de.
Herzlichst, Ihre
Tatjana Anderer
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