ALTERNATIVE FINANZIERUNGSFORMEN
FÜR UNTERNEHMER UND INVESTOREN
Editorials
 

Vorwort der Herausgeberin

 
FYB 2022

Viele kleine und mittel­stän­di­sche Unter­neh­men wurden durch die COVID-19 Pande­mie über Nacht gezwun­gen, neue, digi­tale Wege zu beschrei­ten, um ihre Kunden zu errei­chen – mit Erfolg. Die Chan­cen, die damit verbun­den sind, werden wahr­ge­nom­men, die Digi­ta­li­sie­rungs­welle rollt. Know-how und Ressourcen, um eine passende Digi­tal­stra­te­gie zu formu­lie­ren und deren Umset­zung zu reali­sie­ren, fehlen jedoch häufig. Hier nehmen digi­tal erfah­rene, kapi­tal­starke Private Equity-Unter­­neh­­men eine neue, starke Rolle ein, sie brin­gen Exper­tise bei Digi­ta­li­sie­rungs­the­men in verschie­de­nen Bran­chen ein, was sie als Inves­tor noch attrak­ti­ver macht.

ESG, SDG, Sustainable oder Impact Inves­t­ing heißen die neuen Schlag­worte in der Finanz­in­dus­trie. Kein Unter­neh­men – auch solche außer­halb der Finanzbranche – wird ohne eine Beschäf­ti­gung mit ESG auskom­men. Es geht darum, bestimmte nega­tive Auswir­kun­gen beim Inves­tie­ren durch einen Prüf­ka­ta­log auszu­schlie­ßen und im Risi­ko­ma­nage­ment bestimmte Nach­hal­tig­keits­ri­si­ken zu über­wa­chen. Das Thema Impact Inves­t­ing wird weiter­hin an Fahrt gewin­nen, wenn­gleich die ESG-Vorschrif­­ten Unter­neh­mern eine soziale und ökologische
Verant­wor­tung aufer­le­gen, die einen erheb­li­chen Zeit- und Perso­nal­ein­satz verlangt. Bloom­­berg-Analys­­ten gehen davon aus, dass schon 2025 jeder dritte Dollar in nach­hal­tige Geld­an­la­gen fliesst. Jedoch lauert die Öko-Falle im Kleingedruckten. Oft sind die Krite­rien für Nach­hal­tig­keit so diffus formu­liert, daß sich auch vermeint­li­che Öko-Fonds kaum von den konven­tio­nel­len unterscheiden.

SPACs (Special Purpose Acqui­si­tion Compa­nies) sind als Inves­to­ren sehr popu­lär gewor­den. Sind ihre Wachs­tums­aus­sich­ten gut genug, können schnell wachsende junge Unter­neh­men mit einem SPAC fusio­nie­ren und so an die Börse gelan­gen. Im Jahr 2020 waren rund 250 SPACs mit einem Gesamt­wert von 79 Milli­ar­den USD an der US-Börse notiert; im Januar 2021 stieg ihr Wert um 40 Milli­ar­den USD. Euro­päi­sche Inves­to­ren sind hier noch zurück­hal­tend: es gibt bislang nur 3 SPACs. Der Grün­der von LAKESTAR, Klaus Hommels, hat eines davon (275 Mio. Euro) an die Börse gebracht.

Das Geschäft mit Fusio­nen und Über­nah­men (M&A) hat sich seit der CoronaPandemie spek­ta­ku­lär erholt und steu­ert auf ein neues Rekord­jahr zu, sowohl in den USA als auch in Europa. Invest­ment­ban­ken erwar­ten, daß die golde­nen Zeiten andau­ern. Nicht zuletzt, weil die Finanz­in­ves­to­ren weiter­hin sehr aktiv sind – sie sitzen auf riesi­gen Beträ­gen, die inves­tiert werden müssen – und die Leit­zin­sen der Noten­ban­ken weiter­hin nied­rig sind. Die güns­tige Finan­zie­rung macht viele Deals erst möglich.

Zwölf promi­nente Autoren bieten Ihnen im Maga­­zin-Teil vorne im FYB 2022 zehn span­nende und hoch­ak­tu­elle Themen aus der Private Equity‑, Corpo­rate Finance‑, SPAC- und Blockchain-Industrie:

Die Digi­ta­li­sie­rung stellt viele mittel­stän­di­sche Unter­neh­men vor große Herausforderungen. Es fällt oft schwer, den rich­ti­gen Ansatz und die rich­ti­gen Bera­ter zu finden. Mit welcher Stra­te­gie man am besten in die digi­tale Zukunft inves­tiert, erklärt Andi Klein (Triton Part­ners). – Dr. Stefan Sambol (OMMAX) hat schon zahl­rei­che Digi­ta­li­sie­rungs­pro­zesse bera­ten und erläu­tert, warum er und seine Part­ner Private Equity Fonds als echte Trei­ber der Digi­ta­li­sie­rung für mittelständische Unter­neh­men in Europa iden­ti­fi­ziert haben. – Wie der Einsatz von Digi­tal Ledger Tech­no­logy (DLT) den Asset Manage­ment Sektor inklu­sive dem Risi­ko­ma­nage­ment verän­dern wird, refe­riert Frank Dorns­ei­fer (BAI) detail­liert in seinem Beitrag über die Toke­ni­sie­rung – der Über­füh­rung von Vermögenswerten in die digi­tale Dimen­sion – mit Hilfe von Blockchain-Technologie.

In diesem Jahr haben Chris­toph Ludwig und Thomas Unger (BLL Braun Leber­fin­ger Ludwig Unger) zum drei­zehn­ten Mal in Folge einen inter­es­san­ten Beitrag zu einem Tax Compli­­ance-Thema im FYB Finan­cial Year­book verfasst. Dabei stel­len sie fest, dass in eini­gen steu­er­li­chen Themen­kom­ple­xen „nichts mehr fließt“ (sozu­sa­gen eine Abkehr von πάντα ῥεῖ – alles fließt), in ande­ren Themenbereichen die Fluss­rich­tung nicht stimmt (πάντα ῥεῖ – alles fließt, aber eben in die falsche Rich­tung). Wir danken den Autoren!

Impact Inves­t­ing ist im Steig­flug begrif­fen! Allein in der DACH-Region wird fast eine Verfünf­fa­chung des nach­hal­tig gema­nag­ten Kapi­tals in den nächs­ten 3 Jahren auf rund 3,8 Billio­nen Euro erwar­tet. Auf den Anzei­gen­sei­ten gängi­ger Kapi­­tal­an­lage-Veröf­­fen­t­­li­chun­­gen gibt es fast kein Produkt mehr, welches nicht mit ESG, SDG, Sustainable oder Impact wirbt. Gerhard Schwartz (Wi Venture) und Mauritz von Einem (ARQIS) nehmen die verschie­de­nen Begriff­lich­kei­ten und deren Wirk­weise im Markt genauer unter die Lupe. Nicht über­all ist Impact drin, nur weil Impact drauf­steht. – Wagnis­ka­pi­tal­ge­ber, die in Green-TechStartups inves­tie­ren, sind Tobias Seikel und Lena Thiede (Planet A). Sie führen aus, warum Nach­hal­tig­keit für Inves­to­ren eine immense Chance bietet, eine zukunfts­fä­hige Entwick­lung zu unter­stüt­zen, und gleich­zei­tig Rendi­ten zu erzielen. Sie erklä­ren den USP ihrer Vorge­hens­weise – die Mess­bar­keit, das heißt, die wissen­schaft­li­che Bewer­tung von Nach­hal­tig­keit über mass­ge­schnei­derte Wirkungsindikatoren.

Seit kurzem werden Special Purpose Acqui­si­tion Compa­nies („SPACs“) vor allem in den USA als Inves­tor gehypt. Dabei handelt es sich um Börsen­ge­sell­schaf­ten, die ledig­lich Geld beinhal­ten und daher häufig auch als „Blankoscheck-Unternehmen“ bezeich­net werden. In seinen Ausfüh­run­gen erör­tert Prof. Rüdi­ger Loitz (Fakul­tät für Betriebs­wirt­schafts­lehre der Univer­si­tät Köln) die Anforderungen und Heraus­for­de­run­gen bei einer SPAC-Tran­s­ak­­tion und gibt einen Überblick über die Entwick­lun­gen im deut­schen Umfeld.

Die akute Gefahr durch die Pande­mie scheint gebannt. Doch immer wieder neue Heraus­for­de­run­gen bei Unter­neh­mens­fi­nan­zie­rung, Wachs­tum oder Distressed Mergers & Acqui­si­ti­ons erfor­dern zuneh­mend alter­na­tive Ansätze, wie Sale & Lease Back. Wie wirt­schaft­li­che Erho­lung trotz blei­ben­der Unsicherheiten gelin­gen kann, erläu­tert Carl-Jan von der Goltz (Maturus Finance). – Einen Über­blick und wert­volle Praxis-Tips bezüg­lich der aktu­el­len Entwick­lun­gen im Hinblick auf das Fonds-Stan­d­or­t­­ge­­setz und den Auswir­kun­gen für Private-Equity und Real-Estate gibt Thomas Jäger (LM Audit & Tax).

Gewähr­­leis­­tungs- und Frei­stel­lungs­ver­si­che­run­gen (Warranty and Indem­nity Insu­ran­ces) sind seit vielen Jahren fester Bestand­teil der M&A‑Transaktionspraxis. Phil­ipp von Braun­schweig, LL.M. (POELLATH) disku­tiert die Markt­trends im W&I‑Versicherungsmarkt und ihre Auswir­kun­gen auf die M&A‑Vertragspraxis.

Das FYB 2022 wächst mit einem Umfang von 512 Seiten um ca. 8 Prozent und erfreut sich zuneh­men­der Beliebt­heit. Sie finden auch Einträge auslän­di­scher Private Equity-Unter­­neh­­men, die im FYB Finan­cial Year­Book und auf dem deut­schen Markt präsent sein wollen. Das FYB 2022 bietet 275 Standard-Einträge: darun­ter 133 Private Equity-Firmen, 30 Anwalts­kanz­leien, 41 Corporate
Finance-Spezia­­lis­­ten, 3o Unter­­neh­­mens- und Perso­nal­be­ra­ter, 35 Netz­werke. Damit bleibt das FYB 2022 auch weiter­hin das führende Nach­schla­ge­werk für alter­na­tive Finan­zie­run­gen in Deutsch­land und bietet Ihnen regel­mä­ßig interessante Nach­rich­ten auf www.fyb.de.

Herz­lichst, Ihre
Tatjana Anderer

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