Grußwort 2020
Family Offices und Private Markets pflegen seit Jahrzehnten eine Symbiose. Große Vermögen entstehen in Deutschland durch Firmengründungen oder durch den Aufbau eines oftmals zunächst kreditfinanzierten Immobilienportfolios. Das bedingt eine natürliche „Sympathie“ für diese beiden Assetklassen, nämlich Private Equity und Direktinvestments auf der einen und Immobilien auf der anderen Seite. Eine Studie des Bayrischen Finanzzentrums in Zusammenarbeit mit BlackRock und KPMG bestätigt die ausgeprägte Präferenz für Private Equity. Mittlerweile liegt sie gleichauf mit Aktien, wenn es um beliebteste Anlageklasse für die künftige Allokation geht.
Family Offices sind dementsprechend bedeutende Investoren in Private Equity Funds. Sie sind schon seit jeher über Direktinvestitionen in Unternehmen engagiert – mithilfe eigener Investmentvehikel, oder direkter Beteiligungen der Prinzipale. Fund of Fund Investments eignen sich gleichermaßen für Family Offices, insbesondere wenn noch keine ausgeprägten eigenen Investment-Erfahrungen vorliegen.
Das Interesse der Family Offices an Private Equity Investitionen nimmt weiter zu: nach einer aktuellen Studie der UBS in Zusammenarbeit mit Campden Wealth Research sind Private Equity und Real Estate die produktivsten Asset Klassen. 46% der Familien wollen demnach mehr Direktinvestments eingehen, 42% hingegen wollen mehr in Private Equity Funds investieren.
Seit einiger Zeit stellen wir eine beachtenswerte Ausdifferenzierung der Beteiligungsmodelle seitens der Family Offices fest. Direktinvestitionen der Prinzipale sind nach wie vor die vorherrschende Form der Investition. Jedoch hat die Anzahl derjenigen Transaktionen zugenommen, die auch in der Öffentlichkeit für Aufmerksamkeit gesorgt haben.
Family Offices sind aber nicht nur in Direktinvestments aktiv. Einige prominente Beispiele in Deutschland zeigen, dass Family Offices auch sehr erfolgreich selbständige Private Equity Manager etablieren können. Diese sind dann in einem zweiten Schritt auch fähig, externe dritte Investoren als LPs für den Fonds einzuwerben, womit nicht nur die Kosten der Plattform gedeckt, sondern sogar signifikante Erträge erzielt werden können. Zwischen den Direktinvestments und der Etablierung eines eigenen Managers gibt es viele Varianten, die nun zunehmend alle im Markt durchgespielt werden.
So haben sich Plattformen entwickelt, die einzelnen Family Offices Investment-Opportunitäten anbieten. Jedes Family Office kann entscheiden, ob es an der Opportunität partizipieren will. Zudem gibt es eine bereits institutionalisierte Form, bei der Family Offices der Plattform gegenüber ein grundsätzliches Commitment abgeben, bei den einzelnen Investments dann aber entscheiden können, ob sie partizipieren wollen. Damit kann sich ein Family Office hinsichtlich Sektor oder auch Bewertungsniveau der jeweiligen Transaktion ein eigenes Bild machen und ist nicht nur auf das Geschick des Managers angewiesen. Dieses Modell mag den Familienunternehmern entgegen kommen, denn oftmals haben sie, speziell wenn der Prinzipal im Management des Family Offices involviert ist, ganz konkrete Vorstellungen bezüglich der Investitionsobjekte.
Die beiden entscheidenden Herausforderungen, vor denen sich ein Family Office gestellt sieht, werden das sogenannte Sourcing und die Risikostreuung sein. Letzterer Aspekt ergibt sich bei einem institutionalisierten Private Equity Player über die Anzahl der Investitionen pro Fund – in der Regel werden mindestens zehn Investments angestrebt. Der Familienunternehmer als Investor muss sich des potenziellen Klumpenrisikos bewusst sein, das er eingeht, wenn er nur in wenige, vielleicht sogar nur ein einziges Direktinvestment investiert. Meist ist dieses idiosynkratische Risiko jedoch gewollt und wird bewusst in Kauf genommen. Schließlich lag der Bildung des Vermögensgrundstocks genau eine solche bewusste Fokussierung des Risikos zugrunde. Das Sourcing beschreibt die Problematik, wie man am Besten an die Investitionsgelegenheiten gelangt. Oftmals verfügen Familienunternehmer über große Netzwerke und bekannte Namen, die einen Zugang zu den Unternehmen erleichtern. Es bleibt aber weiterhin die Herausforderung, eine genügend große Anzahl an Targets sehen zu können, um zu einer rationalen Auswahl in der Lage zu sein. Hier helfen oft diese Netzwerke.
Mit Blick auf die zu den erwarteten Renditen kursieren am Markt Beträge bis zu 20%. Solche Zahlen sind aber üblicherweise nur zu erwirtschaften, wenn das Unternehmen innerhalb eines übersichtlichen Zeitrahmens wieder verkauft wird. Damit würden sich Family Offices aber ihres entscheidenden Vorteils berauben, dass sie nicht an Fondszyklen hängen und nicht einem oft ineffektiven Verkaufsdruck ausgesetzt sind. Auch in der Private Equity Industrie wird zunehmend auf Fondsstrukturen ausgewichen die eine Evergreen-Struktur beinhalten, wie sie eben üblicherweise auch Familienunternehmen kennen.
Dies sind nur einige wenige Aspekte im Zusammenspiel von Family Offices und Private Equity. Der Markt hat eine ungeheure Dynamik, die sich in neuen Fondsstrukturen und Investmentvehikeln zeigt. Wir hoffen, dass Ihnen das vorliegende Werk einen tieferen Einblick in diese Dynamik geben kann.
Theo Weber
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