Vorwort der Herausgeberin 2019
Seit einigen Jahren folgen Technologien einer disruptiven Logik. Das hat enorme Auswirkungen. – Nicht nur die gesamte Industrie ist gefordert, sich in allen Bereichen viel stärker zu digitalisieren, was sie vor große Herausforderungen stellt. Es ist vor allem große Offenheit und grundsätzliches Neudenken gefordert. In disruptiven Zeiten helfen tradierte Bewertungsmuster nicht weiter, während die Kompetenz, verlockende Digitalkonzepte eingehend zu prüfen, vielerorts fehlt. Das führt bei Private Equity- und auch Venture Capital-Fonds häufig dazu, im
digitalen Zeitalter falsche Investitionsentscheidungen zu treffen, weil von unzutreffenden Parametern ausgegangen wird und keine GAFA-Analyse erfolgt ist. Auch wenn nicht wenige PE-Fonds ihre IT-Budgets jedes Jahr erheblich erhöhen. Die erste Frage auf dem Weg zu einer Investitionsentscheidung sollte immer lauten: Wie stellt sich das Unternehmen in Bezug auf die Plattformen Google, Amazon, Facebook und Apple – kurz GAFA – auf, denn diese beherrschen immer weitere Teile der Volkswirtschaft. Digital Due Diligence heißt die Lösung.
Denn die nächste große Welle der Digitalisierung schlägt schon an unser Ufer, und sie kann kriegsentscheidend sein – das Industrial Internet of Things (Industrial-IoT). Anders als die Plattform-Ökonomie entsteht das Internet der Dinge nicht im luftleeren Raum, sondern benötigt eine fundierte Infrastruktur. Das bedeutet gänzliche andere Ausgangsbedingungen und deshalb für Deutschland einen enormen Standortvorteil. Deutschland hat nicht nur die nötige technologische Kompetenz, sondern mit Unternehmen wie Siemens, Bosch, BMW, Freudenberg oder Festo auch das benötigte Kapital und vor allem die tradierte industrielle Infrastruktur, die der in den USA überlegen ist. – Das sind drei wichtige Kernkomponenten, mit denen Deutschland die Welle der Digitalisierung erfolgreich reiten und Hightech-Startups fördern kann.
Mit der sehr breit aufgestellten und innovativen Industriestruktur und der hohen Roboter-Dichte zählt Deutschland zu den größten Industrie 4.0‑Märkten der Welt. Laut einer Studie von eco und ADL (siehe eco.de) ist Deutschland im Bereich Industrial-IoT Weltspitze. In Kombination mit bereits bestehenden Branchen– Clustern und den starken Industriepartnern fällt die Innovation der Hightech-Startups somit hierzulande auf einen sehr fruchtbaren Boden. Kein Unternehmen wird in naher Zukunft in der Lage sein, die gesamte Wertschöpfungskette alleine zu digitalisieren. Deshalb sind industrieübergreifende Kooperationen entlang der gesamten Wertschöpfungskette eine Grundvoraussetzung, um für den Kunden relevante Dienstleistungen und Services anbieten zu können.
Das FYB 2019 bietet Ihnen im Magazin-Teil wieder zahlreiche, prominente Autoren sowie spannende und sehr aktuelle Themen aus der Private Equity- und Corporate Finance-Industrie. – In einem Umfeld, in dem die Auswahl bei Finanzierungen immer größer wird, ist es für Unternehmer wichtig, fundierte Entscheidungen zu treffen, die das Geschäft stark positionieren. Nicht nur die Gesamtkapitalkosten sind zu berücksichtigen, sondern auch die effizienteste Mischung aus Fremd- und Eigenkapital. Hier kann die in Deutschland noch wenig populäre Variante Venture Debt eine Lösung sein, unser Schwerpunkt in der FYB 2019-Ausgabe.
Florian Hirschmann und Silvio McMiken (Reed Smith) haben untersucht, wann Venture Debt eine Alternative für Early Stage Unternehmen sein kann. – Christian Hoppe (Silicon Valley Bank Germany) erläutert, warum viele wachstumsstarke, Venture Capital-gestützte Unternehmen in den USA schon seit Jahrzehnten neben Eigenkapitalrunden Fremdkapital aufnehmen und sich die Kenntnisse, die Verwendung und der damit verbundene Komfort von Venture Debt in deutschen Unternehmen so stark von denen in den USA unterscheiden. Wie man den passenden Private Debt-Anbieter ausfindig machen kann, führen Marcel Herter und Lars Schultz (Herter & Co) aus. – Was ist die Ursache dafür, dass viele Private Equity-Fonds im digitalen Zeitalter oft falsche Investitionsentscheidungen treffen? Nils Seebach (Gründer von Spryker Systems, Factor‑A, Wald & Wiese Holding und Geschäftsführer von Etribes) zeigt Potenziale auf und skizziert die Grundsätze einer Digital-Due Diligence. Inwieweit Kapitalrückzahlungen in Deutschland steuerneutral behandelt werden oder die versteckte Einführung einer Substanzbesteuerung damit einhergehen könnte, beleuchten Christoph Ludwig und Thomas Unger (BLL Braun Leberfinger Ludwig) als Fortsetzung ihres letzten FYB-Beitrags zum Thema „Formelle Tax Compliance bei in- und ausländischen Private Equity-Fonds“. – Weitere aktuelle Entwicklungen in der Tax Compliance bei Real Estate und Private Equity erklärt und bewertet Thomas Jäger (LM Audit & Tax). Über die gravierenden Neuerungen beim Schutz von Geschäftsgeheimnissen in Deutschland erfahren Sie von Marcus Nothhelfer und Sina Janke (Arqis Rechtsanwälte). Und wie sich Beiräte und Berater im Hinblick auf die Besteuerung von Management-Beteiligungen optimal aufstellen, erläutert Dr. Barbara Koch-Schulte (P+P Pöllath + Partners). Über den Wandel in der deutschen Finanzierungslandschaft, erfahren Sie von Carl-Jan von der Goltz (Maturus Finance). – Um den digitalen Wandel zu verstehen, stellen die meisten Analysen die falschen Fragen, so die These von Dr. Philipp Hübl (Philosoph und Dozent). Er bietet eine einleuchtende Erklärung, warum konstruktive Disruption einzig durch radikale Offenheit gelingen kann.
Das FYB 2019 hat einen Umfang von 500 Seiten und erfreut sich konstanter Beliebtheit. – Sie finden auch Einträge ausländischer PE-Unternehmen, die im FYB Financial YearBook und auf dem deutschen Markt präsent sein wollen. Das FYB 2019 bietet knapp 300 Standardeinträge: 130 Private Equity-Firmen, 45 Anwaltskanzleien, fast 50 Corporate Finance-Spezialisten und 21 Unternehmensberater. Damit bleibt das FYB 2019 auch weiterhin das führende Nachschlagewerk für alternative Finanzierungen in Deutschland und bietet Ihnen regelmäßig interessante Nachrichten auf www.fyb.de.
Herzlichst, Ihre
Tatjana Anderer
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