München – Das auf die Insektenproduktion spezialisierte Unternehmen FarmInsect mit Sitz in München hat den Abschluss einer überzeichneten Serie-A-Finanzierungsrunde in Höhe von 8 Millionen Euro bekannt gegeben. Die Runde wurde von der ClimateTech-Risikokapitalfirma Sandwater mit Sitz in Oslo unter Beteiligung des von Bayern Kapital gemanagten Wachstumsfonds, des Strategic Impact Fund der Minderoo Foundation sowie des EIC Funds des Europäischen Innovationsrats angeführt. Weitere Beteiligte waren die bisherigen Investoren HTGF und UnternehmerTUM Funding for Innovators.
Ein Großteil der in der Landwirtschaft anfallenden CO2-Emissionen entsteht durch die Produktion und den weltweiten Transport von proteinreichem Futtermittel wie Soja und Fischmehl. Dabei geht der Anbau von Sojabohnen, die häufig in Vieh- und Haustierfutter zum Einsatz kommen, mit umfangreichen Landrodungen, häufig durch Abholzung von Wäldern, einher. Die Herstellung von Fischmehl ist mit einer energieintensiven Verarbeitung und einer weiteren Überfischung der Wildfischbestände verbunden.
Kleines Insekt, große Wirkung
Die 2020 gegründete FarmInsect GmbH bietet eine nachhaltigere alternative Proteinquelle für Tierfutter — nämlich die Larven der schwarzen Soldatenfliege. Im Gegensatz zu den meisten anderen in der Insektenzucht tätigen Unternehmen, die für ihre Zwecke Mega-Fabriken bauen, setzt FarmInsect auf die dezentrale Produktion, um bisher ungenutzte Energie und vor Ort verfügbare Reststoffe für die Insektenmast optimal zu verwerten und diese Lösungen direkt in die Hände der Landwirte zu legen.
Vor diesem Hintergrund hat FarmInsect eine Komplett-Lösung entwickelt, die es den Kunden ermöglicht, modulare Insektenmast-Anlagen vor Ort in ihren eigenen Betrieben aufzubauen. FarmInsect beliefert seine Kunden wöchentlich mit Junglarven, die vor Ort mit regionalen Reststoffen wie Schalen oder Ernteresten gemästet werden und so innerhalb einer Woche ihr Körpergewicht um mehr als das 250-fache erhöhen. Durch diesen Stoffkreislauf wird hochwertiges, proteinreiches Futtermittel direkt vor Ort im landwirtschaftlichen Betrieb produziert, all dies zu niedrigeren Kosten, mit geringeren CO2-Emissionen und ganz unabhängig von globalen Lieferketten.
Die Mastanlagen von FarmInsect produzieren als Nebenprodukt zudem Kompost, der als qualitativ hochwertiger Dünger verkauft oder zur Biogaserzeugung eingesetzt werden kann. Insgesamt können Landwirte mit den Lösungen von FarmInsect ihre Futtermittel-Kosten um bis zu 30 % senken. Jeder Prozessschritt wird über eine spezielle FarmInsect-Softwareplattform überwacht, die den Kunden Schritt für Schritt durch die Produktion führt.
Frisches Kapital zum Ausbau der Marktpräsenz und zur Weiterführung der Forschungs- und Entwicklungsarbeit
FarmInsect wird das Kapital aus der Finanzierungsrunde für die kommerzielle Hochskalierung seiner Insektenzucht-Anlagen sowie für die Forschungs- und Entwicklungsarbeit zur weiteren Verbesserung seiner Technologie verwenden.
Thomas Kuehn, Gründer und CEO von FarmInsect, freut sich über die zusätzlichen Mittel und die externe Bestätigung des Potenzials seines Unternehmens. „Wir sind sehr dankbar für das Vertrauen, das unsere Investoren uns entgegenbringen. Wir werden gemeinsam unser ehrgeiziges Ziel verfolgen, Insekten in der EU zur bevorzugten Proteinquelle vor Soja und Fischmehl zu machen. Im nächsten Schritt wollen wir unsere Forschungs- und Entwicklungsarbeit intensivieren, um die derzeitigen Zuchtlinien deutlich zu erweitern und zu verbessern.“
“Wir haben das wirtschaftliche und ökologische Potenzial von Insekten bereits vor geraumer Zeit erkannt. Allerdings haben uns die bisherigen Geschäftsmodelle, die Investitionen in beträchtlicher Höhe erfordern und sich nur schwer skalieren lassen, Bauchschmerzen bereitet. Was uns fehlte, war eine kommerziell verfügbare und mit geringen Investitionen verbundene Lösung, die sich für ein hohes Produktionsvolumen eignet. Genau diese Lösung bietet FarmInsect. Wir sind absolut überzeugt davon, dass die Firmengründer in der Lage sind, FarmInsect zu skalieren und den Übergang weg von CO2-intensivem Proteinfutter zu beschleunigen,” erklärt Morten E. Iversen, Gesellschafter bei Sandwater.
“Eines war uns schon bei unserer ersten Beteiligung vor rund zwei Jahren klar: Futtermittel auf Insektenbasis sind eine der wichtigsten Säulen einer nachhaltigen und zukunftssicheren Landwirtschaft. Das erfahrene Team von FarmInsect hat das Unternehmen sehr positiv weiterentwickelt, die ersten Anlagen bei Kunden vor Ort installiert und einen neuen Produktionsstandort eröffnet. Wir sind mit der bisherigen Zusammenarbeit äußerst zufrieden und sehen großes Potenzial für die Zukunft,” so Monika Steger, Geschäftsführerin bei Bayern Kapital.
Wir waren sehr beeindruckt von den Gründern von FarmInsect und ihrem dezentralen Geschäftsmodell mit geringen Investitionskosten, das das Potenzial hat, die Insektenproduktion auf nachhaltige Weise signifikant zu steigern und so eine skalierbare alternative Proteinquelle zu Fischmehl zu bieten. Dies steht im Einklang mit den Zielen der Minderoo Foundation, die Ökosysteme der Meere auch durch Reduzierung der Überfischung der Wildfischbestände zu schützen und wiederherzustellen,” erläutert Cronje Wolvaardt, Director of Impact Investing bei der Minderoo Foundation.
Über FarmInsect
Die 2020 gegründete FarmInsect GmbH ist ein auf Insektenzucht-Anlagen spezialisiertes Unternehmen mit Sitz in München. Sie gehörte zur Gründungskohorte des Venture Lab Food-Agro-Biotech (FAB) der Technischen Universität München. FarmInsect bietet eine modulare Komplett-Lösung für die dezentrale Vor-Ort-Produktion von Insektenlarven. Durch den konsequenten Fokus auf Innovation hat FarmInsect branchenführende Insektenzucht-Verfahren und genetische Stämme mit verbesserter Anpassungsfähigkeit an lokal verfügbares Larvenfutter entwickelt. Die Kunden von FarmInsect können ihre Futtermittel-Kosten um bis zu 30 % senken, organische Abfälle in einem Stoffkreislauf besser verwerten und zusätzliche Einnahmequellen durch den anfallenden Dünger, aus Biogas und durch den Verkauf von Larven an Drittverarbeiter generieren.
Weitere Informationen über FarmInsect finden Sie unter farminsect.eu.
Über Sandwater
Sandwater (Oslo, Norwegen) fördert Unternehmen, die weltweit eine Vorreiterrolle im Klimaschutz und bei der Verbesserung der Gesundheitssysteme einnehmen. Sandwater investiert in der Regel in europäische Unternehmen in der Late-Seed- bis Serie-A-Finanzierungsrunde und hat aus dem derzeitigen Fonds bisher zwölf Investitionen getätigt. Als thematischer Investor mit dem Anspruch einer sozialen oder ökologischen Wirkung seiner Investitionen konzentriert sich Sandwater auf die vier Kernbereiche Ressourcen-Effizienz, Energiewende, Impact Enabler und Gesundheit.
sandwater.com/
Über Bayern Kapital
Die Bayern Kapital GmbH (Landshut) ist der Venture Capital- und Growth-Investor des Freistaats Bayern. Sie unterstützt innovative High-Tech-Unternehmen in Bayern in ihren verschiedenen Wachstumsphasen, von der Seed- bis zur Later-Stage-Phase, mit Beteiligungskapital in Höhe von 0,25 bis 25 Millionen Euro. Seit ihrer Gründung 1995 hat die Bayern Kapital GmbH etwa 450 Millionen Euro in ca. 300 Start-ups und Scale-ups aus Branchen wie Life Sciences, Software & IT, Werkstoffe, Nanotechnologie und Umwelttechnik investiert.
bayernkapital.de
Über die Minderoo Foundation
Die Minderoo Foundation (Perth, Australien) stellt sich schwierigen Themen und großen Herausforderungen mit dem Ziel, tief greifende Veränderungen zu bewirken. Die von Andrew und Nicola Forrest 2001 gegründete Minderoo Foundation ist stolz auf ihren australischen Background. Sie ist unabhängig und zukunftsorientiert und sucht nach wirksamen, skalierbaren Lösungen. Sie ist bestrebt, durch mutiges, gemeinschaftliches und selbstloses Handeln die Systeme zu demontieren, die Ungleichheit und Ungleichbehandlung fördern. Die Minderoo Foundation steht für Kooperation, Commitment, Innovation und Engagement zur Schaffung einer gerechteren Zukunft. www.minderoo.org
Über den Europäischen Innovationsrat (EIC)
Aus dem von der Europäischen Kommission initiierten Fund des Europäischen Innovationsrats (EIC) werden Investitionen in verschiedenste Technologien und Sektoren in allen EU-Mitgliedsstaaten sowie in Ländern, die ein Assoziierungsabkommen mit der EU zur Teilnahme am EU-Rahmenprogramm Horizont Europa abgeschlossen haben, getätigt. Der EIC Fund dient in erster Linie der Unterstützung von Unternehmen bei der Entwicklung und Kommerzialisierung disruptiver Technologien, um kritische Finanzierungslücken zu schließen und Risiken durch den Aufbau eines großen Netzwerks an Kapitalgebern und strategischen Partnern, die für Koinvestitionen und Folgefinanzierungen geeignet sind, breiter zu streuen.
eic.ec.europa.eu/eic-fund/
Über UnternehmerTUM Funding for Innovators
UnternehmerTUM Funding for Innovators ist die Initiative für Pre-Seed-Finanzierung von UnternehmerTUM, Europas führendem Zentrum für Gründung und Innovation. Die Initiative unterstützt herausragende B2B-Start-ups im (Deep-)Tech-Bereich in ihrer frühen Phase mit dem benötigten Kapital und starken Netzwerk aus dem UnternehmerTUM-Ökosystem. Das Angebot umfasst Zuschüsse für die Entwicklung von Prototypen, gründungsfreundliche Wandelanleihen sowie Folgefinanzierungen. Das Hauptaugenmerk liegt auf der Identifizierung bahnbrechender Technologien und außergewöhnlicher Teams, die das Potenzial für Venture-Capital-Investitionen haben. funding.unternehmertum.de
Über den High-Tech Gründerfonds
Der Seedinvestor High-Tech Gründerfonds (HTGF) finanziert Technologie-Start-ups mit Wachstumspotential und hat seit 2005 mehr als 700 Start-ups begleitet. Mit dem Start des vierten Fonds hat der HTGF rund 1,4 Milliarden Euro under Management. Das Team aus erfahrenen Investment Managern und Start-up-Experten unterstützt die jungen Unternehmen mit Know-how, Unternehmergeist und Leidenschaft. Der Fokus liegt auf High-Tech Gründungen aus den Bereichen Digital Tech, Industrial-Tech, Life Sciences, Chemie und angrenzende Geschäftsfelder. Rund 5 Milliarden Euro Kapital investierten externe Investoren bislang in mehr als 2.000 Folgefinanzierungsrunden in das HTGF-Portfolio. Außerdem hat der Fonds bereits Anteile an mehr als 170 Unternehmen erfolgreich verkauft.
Zu den Fondsinvestoren der Public-Private-Partnership zählen das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, die KfW Capital sowie 45 Unternehmen aus unterschiedlichsten Branchen.