Haben sich die Unternehmensbewertungen in der Krise verändert?
DC Advisory Deutschland und Polen
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10. November 2022
1. Was beobachten Sie bei Transaktionen in Zeiten der Energiekrise und Inflation?
Wir haben noch gut zu tun aber die Transaktionsdynamik verlangsamt sich. Bewertungsfindung ist das Thema. Die im Markt vorhandene Unsicherheit macht die Preisfindung schwieriger. Dafür gibt es Gründe genug: Wechselkurse, Supply Chain Probleme, Zinsentwicklung. Die Covid-Politik in China ist immer noch ein großes Problem, da sie die Lieferketten massiv beeinflusst. Die Inflation löst Diskussionen über Lohnerhöhungen aus und erhöht auch die Preise bei Vorprodukten, ganz zu schweigen von den Energiekosten. Die dynamische Preisentwicklung an die Kunden weiterzugeben hat auch Grenzen bzw. findet meistens mit einer Verzögerung statt.
2. Gibt es noch genügend Deals, in welchen Sektoren? Wann rechnen Sie mit einem Rebound bzw. wie sehen die Szenarien aus?
Ja, Deals gibt es. Vor allem im HealthCare-Bereich, bei Business Services, Infrastruktur und Tec/Software laufen die Transaktionen immer noch gut. Abwartender ist man bei energieintensiven bzw. produzierenden Industrien. Das Szenario ist nicht schön, die Einkaufspreise für Vorprodukte sind gestiegen und fast alle versuchen über Zeitverzögerung Kosten weiter zu geben.
3. Wie schätzen Sie den Debt-Market ein, die Kosten steigen ja? Womit haben Private Equity-Firmen zu rechnen?
Finanzierungen sind schwerer zu bekommen. Banken (und Debt-Finanzierer) werden noch selektiver bei den Branchen. Die Konditionen verschlechtern sich. Insbesondere die sog. Senior Banken sind zögerlicher bei der Kreditvergabe und die Debt-Funds haben natürlich die Kosten erhöht. In der Folge gibt es weniger Leverage beim Kauf von Firmen, was sich wiederum auf den Preis niederschlägt.
Des Weiteren unterziehen die Private Equity-Investoren ihre Portfolios aktuell sogenannten Stress-Tests: das bedeutet, bei welchem Unternehmen wird krisenbedingt der Cashflow geringer und wann läuft die bestehende Finanzierung aus. Es kommt wieder zu mehr Covenants-Breaches (Vertragsverletzungen). Wir gehen aber auch davon aus, dass der Markt wieder erheblich an Dynamik gewinnt, sobald sich die derzeitigen Risiken wieder besser einschätzen lassen und die Unsicherheit verschwindet.
Zur Person
Stefan Jaecker ist CEO von DC Advisory Germany und Poland und verfügt über mehr als 27 Jahre Erfahrung im Investment Banking. Seine Schwerpunkte liegen in der Beratung von Private Equity-Gesellschaften und Familien-Unternehmen in komplexen, grenzüberschreitenden M&A‑Situationen. Bevor Herr Jaecker zu DC Advisory stieß, arbeitete er 17 Jahre lang für Kleinwort/Dresdner und Kleinwort/Commerzbank, wo er als Co-Head Corporate Advisory und Head of M&A für die DACH-Region zuständig war.