ALTERNATIVE FINANZIERUNGSFORMEN
FÜR UNTERNEHMER UND INVESTOREN
3 Fragen an kluge Köpfe
Foto: Frank Seehaus

Trends in FinTech und Future of work

Dazu 3 Fragen an Frank Seehaus

ACTON Capi­tal in München
Foto: Frank Seehaus
Weitere Inter­views
10. Juli 2019

In der FinTech-Welt bleibt es span­nend. Nicht nur die tradi­tio­nelle Banken-Bran­che fürch­tet den Einstieg der GAFA (Google, Apple, Face­book, Amazon) in die Finanz­welt, sondern auch kleine bis mittel­große FinTechs, die sich bereits ein Stan­ding in Ihrem Geschäfts­feld erar­bei­tet haben. Etli­che FinTechs kommen aus Europa. Die Entwick­lun­gen sind rasant, die ersten Konso­li­die­run­gen im Payment-Solu­­tion-Bereich in den USA laufen bereits. — Als neuer Inves­t­­ment-Sektor zeich­net sich Future of work ab. Wie findet man Spezia­lis­ten oder bringt bei anspruchs­vol­len Projek­ten die besten IT-Free­lan­­cer zusammen?


Dazu 3 Fragen an Frank Seehaus, Part­ner bei ACTON Capi­tal in München

1. Wie entwi­ckelt sich der Fintech-Sektor in Europa bzw. Deutschland?

Im letz­ten Jahr hat Europa eine bemer­kens­werte Dyna­mik im Fintech-Sektor gezeigt. So hat sich das Volu­men aller Inves­ti­ti­ons- und M&A‑Transaktionen mit über 34 Mrd. Dollar gegen­über dem Vorjahr verdrei­facht. Die USA führen mit 54 Mrd. noch immer, doch sinkt der Abstand. Gerade im FinTech-Bereich kommen die span­nends­ten Disrup­t­o­ren aus Europa – und stel­len 6 der welt­wei­ten Top10 Fintech-Deals des letz­ten Jahres. Auch deut­sche Fintechs haben bemer­kens­werte Finan­zie­rungs­run­den durch­ge­führt, Raisin mit über 110 Mio. USD und N26 mit 160 Mio. USD, frei­lich noch ein gros­ser Abstand zu den 440 Mio. USD von Oakn­orth in Gross­bri­tan­nien. Gleich­zei­tig sinkt die Anzahl der Neugrün­dun­gen im Sektor und die Konso­li­die­rung nimmt zu. Das wird sich in Zukunft weiter verstär­ken – Inves­to­ren werden selek­ti­ver und stel­len immer größere Finan­zie­rungs­vo­lu­mina zur Skalie­rung erfolg­rei­cher Geschäfte bereit.

2. Welcher Trend zeich­net sich hier­zu­lande als nächs­tes ab?

Wir inves­tie­ren extrem selek­tiv mit Fokus auf Nach­hal­tig­keit. Die rele­vante Frage für uns ist daher nicht nach dem aktu­el­len Trend, sondern welche Unter­neh­men auch in fünf oder zehn Jahren noch erfolg­reich am Markt sind. Das erfor­dert, jeweils neue Tech­no­lo­gien in einen über­le­ge­nen Kunden­nut­zen und ein belast­ba­res Geschäfts­mo­dell umzu­set­zen. Hier sehen wir im Fintech-Bereich den nach­hal­ti­gen Trend zum Open Banking, zum Platt­form Banking.

 

Wer als Bank oder auch Nicht-Bank viele Kunden hat, bündelt für diese flexi­bel und dyna­misch die jeweils passends­ten Finanz­pro­dukte und Dienste. Das erfolgt tech­nisch über offene Schnitt­stel­len, API´s, oder gleich über spezi­fi­sche Markt­plätze. Kredit­spe­zia­lis­ten wie Iwoca können so ihre Finan­zie­run­gen für Klein­un­ter­neh­men dort anbie­ten, wo der Finan­zie­rungs­be­darf entsteht, also auf Beschaf­fungs­platt­for­men wie Alibaba oder bei Buch­hal­tungs­diens­ten wie Xero. Anbie­ter wie Mambu stel­len als Soft­ware-as-a-Service die notwen­dige Tech­no­lo­gie, ohne große Vorab­in­ves­ti­tio­nen und mit kurzer Time-to-Market. Auch die Bünde­lung von Finanz­diens­ten mit ande­ren Leis­tun­gen, wie z.B. Mobi­li­tät, wird zuneh­men. Cluno, also das flexi­ble, jeder­zeit künd­bare Auto-Abon­ne­ment, ist inso­weit ein Fintech-Unternehmen.

3. “Future of Work” hat sich als neuer Invest­ment-Sektor heraus­ge­bil­det. Das jüngste Invest­ment von Acton Capi­tal war Expert­lead. Was muss man sich unter “Future of Work” vorstellen?

Future of Work reflek­tiert den funda­men­ta­len Wandel in der Arbeits­welt, auch um der wach­sen­den Markt-Dyna­mik Rech­nung zu tragen. Weg von festen Arbeits­plät­zen mit star­ren Tätig­kei­ten in fest­ge­füg­ten Orga­ni­sa­tio­nen. Hin zu flexi­blen Struk­tu­ren mit fall­wei­sen, projekt­be­zo­ge­nen Einsät­zen von Arbeits­kräf­ten. In der alten Welt wären die Trans­ak­ti­ons­kos­ten dafür zu hoch, Tech­no­lo­gie hat diese jedoch drama­tisch gesenkt. Viele, gerade hoch­qua­li­fi­zierte Arbeits­kräfte wollen sich nicht mehr lang­fris­tig an ein Unter­neh­men und eine Tätig­keit binden. Jahr­aus, jahr­ein von „Nine-to-five“ immer dasselbe tun ist out. Gesucht sind viel­mehr span­nende Projekte, mit denen man sich auch persön­lich weiter­ent­wi­ckelt, und unab­hän­gig von Zeit und Raum arbeitet.

Gerade im IT-Bereich ist das beson­ders ausge­prägt. Hier liefert Expert­lead die Lösung, lässt dabei nur die aller­bes­ten IT-Fach­kräfte zu, nach inten­si­ven Eingangs- und laufen­den Prüfun­gen. Damit ist es eine Auszeich­nung für die besten IT-Kräfte, auf Expert­lead zuge­las­sen zu werden, und gleich­zei­tig Garant dafür, nur die span­nends­ten Projekte zu erhal­ten. Unter­neh­men erhal­ten so Zugang zu einem Talent­pool, der ihnen sonst verschlos­sen wäre – wer kennt schon die besten Leute welt­weit für ein komple­xes Projekt und kann deren Quali­fi­ka­tion auch selbst beur­tei­len? Das über­nimmt in diesem Fall die Platt­form, ebenso wie die kosten- und zeit­in­ten­sive Suche, Koor­di­na­tion und Admi­nis­tra­tion, also das, was keiner gerne macht. — Diesem Ansatz werden wir sicher­lich auch in ande­ren Funk­tio­nen und Bran­chen sehen.

 

 

Über Frank Seehaus

Keine Komple­xi­tät ist Frank Seehaus zu hoch, insbe­son­dere wenn es darum geht Funk­tio­na­li­tä­ten, Prozesse und Zahlen eines Unter­neh­mens zu durch­drin­gen und zu hinter­fra­gen. Von dieser Präzi­sion profi­tie­ren nicht nur die von ihm betreu­ten Port­fo­lio-Unter­neh­men, auch komplexe Trans­ak­tio­nen sind bei ihm gut aufge­ho­ben. Das Wandern in Berg­luft schärft die Sinne. So leitete er unter ande­rem die erfolg­rei­chen Exits von Elite Part­ner, Holi­day Check, OnVista und Zooplus in die Wege.

Statio­nen: Deut­sche Bank, Burda Digi­tal Ventures

ACTON-Port­fo­lio: Game­Du­ell (D), BS24 (D), Home­ToGo (D), IWOCA (UK), Finanz­check (D)

 

 

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