New York/ München — Dem Unternehmen Morphosys aus München gelang der bisher größte IPO eines deutschen Biotech-Unternehmens an der Nasdaq in den USA und eine der größten Aktienplatzierungen der deutschen Biotech-Branche überhaupt. Die Aktien des Unternehmens waren bisher nur in Deutschland gelistet.
Mit dem frischen Kapital rüstet sich Morphosys für den weiteren Ausbau seiner klinischen Forschung und die möglicherweise 2020 anstehende Markteinführung für den ersten eigenen Produktkandidaten.
Der Börsenerlös bringt die Kapitalreserven des Unternehmens auf rund 450 Mio Euro, viel Geld für die ehrgeizigen Projekte.
Die teure, derzeit noch zu Verlusten in der Geschäftsbillanz führende Medikamentenforschung und ‑entwicklung war der Antrieb für den US-Börsengang. Für 2018 plant die Firma mit um die 100 Millionen Euro Forschungskosten und 110 bis 120 Millionen Euro Betriebsverlust. Doch solche Zahlen sind für US-Investoren keine Unbekannte und auch kein Hinderungsgrund, wenn die Technologie und Gesamtstrategie als werthaltig eingeschätzt werden.
Strategisches Ziel von Morphosys ist es, mit eigenentwickelten Medikamenten zu einem „vollintegrierten kommerziellen biopharmazeutischen“ Unternehmen zu werden. In dieser Hinsicht bewegen sich die Münchner in einem globalen Wettbewerb insbesondere mit starken US-Firmen.
Aktueller Hoffnungsträger von Morphosys ist ein Antikörper-Wirkstoff mit der Bezeichnung MOR208, den das Unternehmen in der abschließenden Phase-III-Studie gegen bestimmte Formen von Blutkrebs, so genannte B‑Zell-Lymphome testet. Er könnte – wenn sich die bisher vielversprechenden Daten weiter bestätigen – im kommenden Jahr in die ersten Zulassungsverfahren gehen und 2020 auf den Markt kommen. Die US-Arzneimittelbehörde hat diesem Medikamentenkandidaten einen Status als „breakthrough therapy“ bescheinigt, was u.a. mit beschleunigten Beratungs- und Begutachtungsverfahren einhergeht. Weitere vier eigene MOR-Produktkandidaten befinden sich in früheren Phasen der klinischen Entwicklung.
Zudem laufen bei Partnern aus der Pharma-Branche derzeit klinische Tests mit gut zwei Dutzend Wirkstoffen, die auf der Technologie von Morphosys beruhen. Im Falle einer Zulassung hat das Münchner Unternehmen Anspruch auf Lizenzgebühren für diese Wirkstoffe. Ein erstes Produkt aus diesen Partnerprogrammen, das von Johnson & Johnson entwickelte Schuppenflechte-Medikament Tremfya ist seit 2017 zugelassen — und bringt auch bereits erste Erlöse in die Kassen der Münchner. Zahlreiche weitere Projekte auf Basis der Substanz-Bibliotheken von Morphosys befinden sich in der früheren, präklinischen Phase der Forschung: insgesamt rund 100 Antikörper-Projekte.
Dank dieser zweigleisigen Strategie mit der Entwicklung von eigenen Wirkstoffen und Technologiepartnerschaften verfügt Morphosys inzwischen über eine relativ breite Basis und ist im Prinzip nicht von einzelnen Projekten abhängig, und kann eigene Entwicklungen in den Fokus nehmen.
Die US-Nasdaq jedenfalls freut sich über den gewichtigen Neuzugang, und dessen Präsident Nelson Griggs bescheinigt dem Unternehmen aus Planegg bei München: “MorphoSys’ reichhaltige Erfahrung in der Entdeckung und Entwicklung von Antikörpern, gepaart mit seinen firmeneigenen Technologien, macht es zu einem führenden Unternehmen in der biopharmazeutischen Industrie. Wir freuen uns, MorphoSys an der Nasdaq Stock Exchange begrüßen zu können und den anhaltenden Erfolg des Unternehmens zu unterstützen, um das Leben von Patienten mit schweren Erkrankungen zu verbessern.”
Die Stammaktien von MorphoSys sind an der Frankfurter Wertpapierbörse unter dem Symbol “MOR” notiert. Die ADSs sind am Nasdaq Global Market unter dem Symbol “MOR” gelistet.
Goldman Sachs & Co. LLC, J.P. Morgan Securities LLC und Leerink Partners LLC fungierten als Konsortialführer (“lead book-running managers”) für das Angebot; Berenberg Capital Markets, LLC und JMP Securities LLC waren als Co-Manager für das ADS-Angebot tätig.
Foto: Nasdaq Inc.