ALTERNATIVE FINANZIERUNGSFORMEN
FÜR UNTERNEHMER UND INVESTOREN
3 Fragen an kluge Köpfe
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Wie entwickeln sich laufende/ geplante Transaktionen im aktuellen politischen Umfeld?

Dazu 3 Fragen an Dr. Nikolaus von Jacobs

McDer­mott Will & Emery in München
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13. Juli 2022

Deutsch­land erlebt gerade eine zuneh­mende Poli­ti­sie­rung und in Folge Repo­si­tio­nie­rung seiner Wirt­schaft. Insbe­son­dere große (Dax-) Unter­neh­men werden in der Öffent­lich­keit stär­ker in die gesell­schaft­li­che Pflicht genom­men; jüngere Debat­ten über Nach­hal­tig­keit, soziale Verant­wor­tung und Klima­schutz zeigen dies deut­lich. — Die geopo­li­ti­sche Entwick­lung jedoch beein­flusst Unter­neh­mer in allen Größen­ord­nun­gen. Dieje­ni­gen, die (Teil-) Verkäufe planen, werden zöger­li­cher, aus mannig­fal­ti­gen Grün­den. Das poli­ti­sche Umfeld führt zu diskre­pan­ten Käufer- und Verkäufer-Erwartungen.


Dazu 3 Fragen an Dr. Niko­laus von Jacobs, Part­ner bei McDer­mott Will & Emery in München

1. Was beob­ach­ten Sie bei Trans­ak­tio­nen, die Sie derzeit betreuen?

Man muss hier nach Sekto­ren unter­schei­den. Je nach­dem, ob ein Sektor bzw. ein Unter­neh­men „Exter­na­li­tä­ten“, d.h. Liefer- oder Absatz­be­zie­hun­gen zum Ausland hat, viel­leicht muss man präzi­sie­rend sagen, zum „Nicht-EURO- Ausland“, beob­ach­ten wir, dass Verkaufs­pro­zesse ins Stocken gera­ten oder gleich verscho­ben werden. Konkret heißt das, dass der Gesund­heits­sek­tor, insbe­son­dere Health­care Services, unge­bro­chen boomt. Lokale Dienst­leis­tun­gen sind nun einmal nicht von Gescheh­nis­sen in der Ukraine oder Asien, nicht von Ener­gie­prei­sen oder auch Infla­tion betrof­fen, wiewohl Perso­nal­eng­pässe eine Rolle spie­len können. Viel­leicht ist das Inter­esse in dies Segment sogar, wiewohl schwer vorstell­bar, noch weiter gestie­gen. Ähnlich verhält es sich, je nach Geschäfts­mo­dell, mit Tech­no­lo­gie­un­ter­neh­men und teil­weise auch Impact-Inves­ti­tio­nen. Wir beob­ach­ten, dass Inves­to­ren in diesen Segmen­ten weiter­hin sehr aktiv sind und auf ihre Kosten kommen.

2. Wie schät­zen Sie aktu­ell die Entwick­lung bei Trans­ak­tio­nen und in der deut­schen Wirt­schaft in den kommen­den 12 Mona­ten ein? In welcher Gemüts­lage befin­den sich mittel­stän­di­sche Unternehmer?

In ande­ren als den genann­ten Berei­chen ist es deut­lich schwie­ri­ger. Unter­neh­men, die Zwischen­pro­dukte, Rohstoffe oder auch Ener­gie aus dem Ausland benö­ti­gen, sind von den augen­blick­li­chen Konflik­ten, der Infla­tion und der Unge­wiss­heit der nahen Zukunft nicht nur opera­tiv betrof­fen. Diese Umstände wirken sich natur­ge­mäß auch auf die Bewer­tun­gen am Markt aus. Dazu kommt die Neujus­tie­rung der geopo­li­ti­schen Land­schaft. Wie soll zum Beispiel ein Inves­tor ein Unter­neh­men mit star­kem Absatz nach China augen­blick­lich bewer­ten? Jüngste poli­ti­sche Äuße­run­gen lassen eine Fort­schrei­bung histo­ri­scher Zahlen, eine Belast­bar­keit von Busi­ness Plänen frag­wür­dig erschei­nen. Aus diesen Grün­den sieht man in vielen Segmen­ten laufende Prozesse stocken. Ange­kün­digte Prozesse lassen auf sich warten. Viele Mittel­ständ­ler und auch Private Equity Fonds, die einen Verkauf ange­dacht haben, werden sich, mindes­tens für die von ihnen genannte Peri­ode von 12 Mona­ten, nun zunächst auf opera­tive Adjus­tie­run­gen konzen­trie­ren. Das kann der Aufbau alter­na­ti­ver Produk­ti­ons­stät­ten in Asien, z.B. in Viet­nam, Kambo­dscha oder Thai­land sein. Ich höre zudem auch viel von Plänen von Unter­neh­men, auch unter Nach­hal­tig­keits­ge­sichts­punk­ten, in Zentral- und Osteu­ropa zu produzieren.

Gerade Mittel­ständ­ler werden sagen: auch diese Krise werde ich alleine gut bewäl­ti­gen und werte­wah­rend oder ‑schaf­fend über­win­den. À propos Zentral- und Osteu­ropa: ich denke, dass wir – bei einer Beru­hi­gung der Lage in der Ukraine — ein Revi­val der Region erle­ben werden. Nach­dem nun jeder weiß, wo das schwarze Meer liegt und wo die Ukraine, ist die Region stär­ker ins Bewusst­sein gerückt. Der Talente-Pool ist unge­heuer groß und ich höre von regio­na­len insti­tu­tio­nel­len Inves­to­ren, die die Brücke bauen zwischen loka­lem Human­ka­pi­tal und west­eu­ro­päi­schen Unternehmen.

3. Wie lautet Ihre Prognose für die Preis­ent­wick­lung bei Unter­neh­mens­ver­käu­fen? Steigen/ fallen die Preise? Mit welchen Proble­men haben Ihrer Beob­ach­tung nach Private Equity Fonds zu rechnen?

Ange­sichts dieser Entwick­lun­gen sehe ich für die unter­schied­li­chen Sekto­ren auch diffe­rente Preis­ent­wick­lun­gen. In den besag­ten Segmen­ten Health­care Services und Tech­no­lo­gie rechne ich nicht mit großen Preis­ver­än­de­run­gen, wobei sich ange­sichts stei­gen­der Zinsen zeigen muss, ob Inves­to­ren bereit sind, ihre Rendi­te­er­war­tun­gen anzupassen.

In Sekto­ren, die von den beschrie­be­nen „exter­na­len“ Umstän­den stär­ker betrof­fen sind, würde man sinkende Preise erwar­ten. Ich rechne aber eher damit, dass diese Unter­neh­men gar nicht erst an den Markt gehen, da Eigen­tü­mer abwar­ten werden, bis sich der Nebel lich­tet. Das kann für Private Equity Fonds, die in diesen Segmen­ten aktiv sind, längere Halte­zei­ten bedeu­ten. Und gleich­zei­tig werden sie, sofern sie nicht ihren Invest­ment­fo­kus verla­gern, weni­ger Inves­ti­tio­nen täti­gen. Gleich­zei­tig sehen sie unter Umstän­den Heraus­for­de­run­gen im Fund­rai­sing: sinkende Akti­en­märkte bedeu­ten bei insti­tu­tio­nel­len Inves­to­ren (Limi­ted Part­ners) in Private Equity Fonds auch, in abso­lu­ten Zahlen, gerin­gere Allo­ka­tio­nen. Viel­leicht führt das zu klein­vo­lu­mi­ge­ren Fonds (bei iden­ti­schem Inves­ti­ti­ons­fo­kus). Es bleibt in jedem Fall spannend.

 

Über Niko­laus von Jacobs

Dr. Niko­laus von Jacobs berät Private Equity-Fonds und deut­sche Indus­trie-Akteure zu Private Equity, Risi­ko­ka­pi­tal und öffent­li­chen und priva­ten M&A‑Transaktionen. Er ist Mitglied der Praxis­gruppe Gesell­schafts­recht und Leiter der deut­schen Private Equity-Akti­vi­tä­ten bei McDer­mott Will & Emery in München.

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