ALTERNATIVE FINANZIERUNGSFORMEN
FÜR UNTERNEHMER UND INVESTOREN
3 Fragen an kluge Köpfe
Foto: Achim Pütz

Welche Investments stehen im Fokus von alternativen Investoren?

Dazu 3 Fragen an Achim Pütz

Dechert LLP
Foto: Achim Pütz
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16. Mai 2017

Mit alter­na­tive Inves­t­­ment-Möglich­kei­­ten beschäf­ti­gen sich inzwi­schen alle Inves­to­ren, sowohl die großen insti­tu­tio­nel­len als auch die priva­ten. Kommende Woche findet wieder die jähr­li­che BAI Alter­na­tive Inves­tor Confe­rence in Frank­furt statt. Der Fokus rich­tet sich heuer auf die Themen Private Debt, Risi­ko­steue­rung und ob die verän­derte Kulisse globa­ler Risi­ken Impli­ka­tio­nen für das Risi­ko­ver­hal­ten auslö­sen werden.


Dazu 3 Fragen an Vorsit­zen­der des BAI e.V. und Mana­ging Part­ner bei Dechert LLP in Frank­furt am Main

1. Welche Invest­ments stehen im Fokus von „alter­na­ti­ven Investoren“?

Lassen Sie mich vorweg kurz anmer­ken: Wir haben vor zwan­zig Jahren, im Juli 1997, den Bundes­ver­band Alter­na­tive Invest­ments e.V. (BAI) mit acht Mitglie­dern gegrün­det, mit dem Ziel, eine Inter­es­sen­ver­tre­tung für alter­na­tive Anla­ge­stra­te­gien aufzu­bauen. Die Alter­na­tive-Invest­ment-Bran­che war damals eine Nische und steckte noch in den Kinder­schu­hen. Nach zwan­zig Jahren sind die Alter­na­ti­ves im Main­stream ange­kom­men. Die Bran­che verwal­tet welt­weit geschätzte 8 Billio­nen USD in Assets, und es gibt auch in Deutsch­land kaum noch insti­tu­tio­nelle Inves­to­ren ohne eine Allo­ka­tion in Private Markets oder Liquid Alter­na­ti­ves. Der BAI ist über diese Zeit gewach­sen und besteht in der Zwischen­zeit aus 173 natio­na­len und inter­na­tio­na­len Mitglieds­un­ter­neh­men, die die gesamte Wert­schöp­fungs­kette im Alter­na­tive-Invest­ment-Bereich abbilden.

Im Vorfeld unser jähr­li­chen Alter­na­tive Inves­tor Confe­rence fragen wir regel­mä­ßig insti­tu­tio­nelle Inves­to­ren in einem Survey nach ihren Plänen im Bereich Alter­na­tive Invest­ments. Über die letz­ten zwölf Monate haben 86% der befrag­ten Inves­to­ren ihre Allo­ka­tio­nen im Alter­na­tive-Bereich erhöht. Hervor­zu­he­ben ist hier, wie sehr die Erwar­tun­gen der Inves­to­ren bei bereits getä­tig­ten Invest­ments erfüllt oder sogar über­trof­fen wurden. Im Private Debt-Sektor zum Beispiel sahen 70% der Inves­to­ren ihre Rendi­te­er­war­tun­gen erfüllt, 18% sogar über­trof­fen. Beim Risiko betrach­te­ten rund 96% der Inves­to­ren ihre Erwar­tun­gen bei ihren Privat Debt Invest­ments erfüllt, 4% gar als über­trof­fen; in Bezug auf die Port­fo­lio­di­ver­si­fi­ka­tion sahen 87% ihre Erwar­tun­gen erfüllt und sogar 10% über­trof­fen. Ange­sichts der hohen Zufrie­den­heits­werte wundert es nicht, daß insti­tu­tio­nelle Inves­to­ren in den nächs­ten 3–5 Jahre eine Erhö­hung der Allo­ka­tio­nen in den Private Markets planen Mit dem Fokus auf Infra­struk­tur, Private Debt und Private Equity.

2. Welchen Einfluss haben denn die regu­la­to­ri­schen Rahmen­be­din­gun­gen hier­zu­lande auf den Einsatz von alter­na­ti­ven Investments?

Die regu­la­to­ri­schen Rahmen­be­din­gun­gen haben einen funda­men­ta­len Einfluss auf die Inves­ti­ti­ons­ent­schei­dun­gen der Inves­to­ren. Der BAI beschäf­tigt sich u.a. seit Jahren sehr inten­siv mit dem Anla­ge­seg­ment Private Debt und hat viele der Rahmen­be­din­gun­gen inten­siv beglei­tet und mitent­wi­ckelt. Star­ken Einfluss auf die Entwick­lung des Mark­tes hatte die Ände­rung der Verwal­tungs­pra­xis zu Kredit­fonds durch die BaFin im Mai 2015 und deren gesetz­li­che Imple­men­tie­rung durch das OGAW-V-Umset­zungs­ge­setz nebst KAMaRisk.

Als Verband haben wir die Konsul­ta­tio­nen hierzu inten­siv beglei­tet und mitge­stal­tet. Wir sind der Meinung, dass deut­schen insti­tu­tio­nel­len Inves­to­ren eine Anlage in die Fonds der besten Mana­ger welt­weit möglich sein sollte – und diese sitzen in den zur Zeit attrak­tivs­ten Anla­ge­klas­sen wie Private Equity, Private Debt, Infra­struk­tur und Hedgefonds/Liquid Alter­na­ti­ves häufig im angel­säch­si­schen Ausland. Wenn das deut­sche Inves­to­ren­auf­sichts­recht bspw. Inves­ti­tio­nen in Fonds von Mana­gern mit Sitz in den USA oder in ande­ren Nicht-EU-Juris­dik­tio­nen verun­mög­licht, schränkt dies unnö­ti­ger­weise das Anlage-Univer­sum dieser Inves­to­ren ein. Ein beson­de­res Anlie­gen ist uns eben­falls, dass ein Gleich­lauf zwischen Aufsichts­recht und Steu­er­recht gewähr­leis­tet wird! Sinn­volle – alter­na­tive – Anla­ge­mög­lich­kei­ten in Infra­struk­tur, Private Equity, Private Debt, Abso­lute Return soll­ten nicht durch das Steu­er­recht oder restrik­tive Anfor­de­run­gen an Spezial-AIF in der Anla­ge­ver­ord­nung konter­ka­riert werden. Auch dass ein Gold­pla­ting von euro­päi­schen Rege­lun­gen in Deutsch­land vermie­den wird, gehört zu unse­ren stän­di­gen Forde­run­gen. Es darf nicht zu schär­fe­ren, teil­weise wider­sin­ni­gen Anfor­de­run­gen für die deut­sche Fonds­bran­che und deren Inves­to­ren kommen.

3. Wie schät­zen Sie die zukünf­tige Entwick­lung bei Private Debt ein? Welche Unter­schiede gibt es auf dem euro­päi­schen Markt im Vergleich zur Private Debt-Finan­zie­rungs­si­tua­tion in den USA?

Ein wesent­li­cher Einfluss­fak­tor für den Private-Debt-Markt stel­len natür­lich die erhöh­ten Eigen­ka­pi­tal-Anfor­de­run­gen an Banken im Rahmen von Basel III dar, die die Nach­frage nach alter­na­ti­vem Fremd­ka­pi­tal beein­fluss­ten. Kredit­in­sti­tute waren über die letz­ten Jahre in vielen Fällen restrik­ti­ver bei der Kredit­ver­gabe und haben dadurch das Feld für alter­na­tive Finan­zie­rungs­for­men eröff­net. Beson­ders für kleine und mittel­große Firmen haben alter­na­tive Finan­zie­rungs­for­men an Bedeu­tung gewon­nen. Sie bietet in vielen Fällen eine höhere Flexi­bi­li­tät hinsicht­lich Lauf­zeit, Vergü­tung und Rück­zah­lung und gewin­nen so an Attrak­ti­vi­tät für den Kredit­neh­mer. Diese Konstel­la­tion trifft auf der Gegen­seite auf insti­tu­tio­nelle Inves­to­ren, die im Nied­rig­zins­um­feld nach neuen und alter­na­ti­ven Anla­ge­for­men suchen.

Der US-ameri­ka­ni­sche Markt ist uns im Private Debt-Segment um einige Jahre voraus. Die Disin­ter­me­dia­tion von regu­lier­ten US-Banken durch Nicht-Banken hat schon vor über 20 Jahren begon­nen und führte dazu, dass in den USA nur noch 20%(!) aller ausste­hen­den Kredite auf den Banken­sek­tor entfal­len. Auch wenn euro­päi­schen Kredit­neh­mern zwischen­zeit­lich die glei­che Band­breite an Finan­zie­rungs­al­ter­na­ti­ven zur Verfü­gung stehen wie in den USA, wird der euro­päi­schen Markt noch einige Zeit brau­chen, um eine vergleich­bare Größe und Stan­dar­di­sie­rung zu errei­chen. Hier drängt die Euro­pean Secu­ri­ties and Market Autho­rity (ESMA) auf ein einheit­li­ches regu­la­to­ri­sches Rahmen­werk für Kredit­fonds. Solange diese Bemü­hun­gen nicht zu einer Über­re­gu­lie­rung des Mark­tes für Kredit­fonds führen, sehe ich über die nächs­ten Jahre eine sehr posi­tive Entwick­lung im Private Debt-Markt.

 

Über Achim Pütz
Achim Pütz ist spezia­li­siert auf die Rechts­be­ra­tung deut­scher und inter­na­tio­na­ler Mandan­ten hinsicht­lich tradi­tio­nel­ler und alter­na­ti­ver Invest­ment­fonds und ist spezia­li­siert auf die Konzep­tion, Doku­men­ta­tion und den Vertrieb struk­tu­rier­ter Finanz­pro­dukte und Verpackungslösungen.

Pütz berät regu­lierte und nicht-regu­lierte insti­tu­tio­nelle Inves­to­ren hinsicht­lich ihrer Anla­gen in komplexe alter­na­tive Invest­ment­struk­tu­ren, insbe­son­dere Hedge- und Commo­dity-Fonds, Immo­bi­lien- und Infra­struk­tur­fonds wie auch Debt- und Private Equity-Fonds.

Pütz ist Grün­der und 1. Vorsit­zen­der des Bundes­ver­ban­des Alter­na­tive Invest­ments e.V. und war über viele Jahre Rats­mit­glied der Alter­na­tive Invest­ment Manage­ment Asso­cia­tion (AIMA).

 

 

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