ALTERNATIVE FINANZIERUNGSFORMEN
FÜR UNTERNEHMER UND INVESTOREN
3 Fragen an kluge Köpfe
Foto: H. Stichlmair | SCALA Corporate Finance

Welche Finanzierung braucht der deutsche Mittelstand in der heutigen Zeit?

Dazu 3 Fragen an H. Stichlmair

SCALA Corpo­rate Finance
Foto: H. Stichl­mair | SCALA Corpo­rate Finance
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18. Juli 2012

Deut­sche mittel­stän­di­sche Unter­neh­men bekom­men immer häufi­ger immer weni­ger Kredite von den Banken. Mit Basel III kommen zusätz­li­che Erschwer­nisse auf sie zu. Mit welcher alter­na­ti­ven Finan­zie­rung können Unter­neh­mer ihr Wachs­tum und Expan­si­ons­pläne reali­sie­ren? Kann man eine Finan­zie­rung maßschnei­dern? Wie und wo können sich die Entschei­der zuver­läs­sig orientieren?


Dazu 3 Fragen an Geschäfts­füh­ren­der Part­ner bei SCALA Corpo­rate Finance in München

1. Welche Art der Finan­zie­rung braucht der deut­sche Mittel­ständ­ler in der heuti­gen Zeit? Welche Instru­mente stehen ihm zu Verfügung?

Es ist wich­tig, dass die Frage der Finan­zie­rung des mittel­stän­di­schen Unter­neh­mens ganz­heit­lich ange­gan­gen wird. So soll­ten aus unse­rer Sicht alle Extreme vermie­den werden:

Mit einer reinen Eigen­ka­pi­tal­fi­nan­zie­rung können bei fami­li­en­ge­führ­ten Mittel­ständ­lern Wachs­tums­po­ten­tiale bzw. notwen­dige Verän­de­rungs­schritte meist nicht ausrei­chend wahr­ge­nom­men werden. Mangelnde Wett­be­werbs­fä­hig­keit könnte die mittel­fris­tige Folge sein.

Von einer ausschließ­li­chen Fremd­fi­nan­zie­rung über Kredite ist unter den Gesichts­punk­ten der Entwick­lun­gen um Basel III unter Risk Manage­ment-Gesichts­punk­ten eben­falls abzu­leh­nen, insbe­son­dere dann, wenn es sich, wie es häufig noch vorzu­fin­den ist, um die eine Haus­bank-Bezie­hung handelt. Erfah­run­gen jüngs­ter Vergan­gen­heit zeigen, dass die Groß­ban­ken zum Teil ganze Bran­chen, boni­täts­schwa­che, aber eben auch boni­täts­starke Unter­neh­men über einen Kamm sche­rend, aus ihren Port­fo­lien strei­chen, aber auch Spar­kas­sen und genos­sen­schaft­li­che Insti­tute Kredit­li­mits verengen.

Anschluss­tran­chen für Stan­dard-Mezza­ni­ne­pro­gramme stehen zumin­dest stan­dar­di­siert nicht mehr zur Verfü­gung. Indi­vi­du­ell gibt es jedoch nach wie vor eine Reihe von Inves­to­ren für Mezzaninekapital.

Aus dieser Sicht muss eine moderne Finan­zie­rung von Unter­neh­men, die auch die genann­ten Risi­ken berück­sich­tigt, alle geeig­ne­ten Finan­zie­rungs­mög­lich­kei­ten – unter Einbe­zie­hung alter­na­ti­ver Finan­zie­rungs­wege – in die Prüfung einbe­zie­hen. Je nach Fall kann eine Unter­neh­mens­an­leihe oder Schuld­schein­dar­le­hen neben klas­si­schem Bank­kre­dit, vor allem als Konto­kor­rent­li­nien bei schwan­ken­dem Kapi­tal­be­darf, in die passiv­sei­tige Fremd­fi­nan­zie­rungs­struk­tur mit einge­baut werden. Wie viel Fremd­ka­pi­tal die Passiv­seite jedoch verträgt, muss natür­lich vor dem Hinter­grund der Ausstat­tung des Unter­neh­mens mit Eigen­ka­pi­tal bzw. mit intel­li­gent konstru­ier­ten Mezza­ni­ne­ka­pi­tal beur­teilt werden.

2. Gibt es eine banken­un­ab­hän­gige Finan­zie­rung, die für Unter­neh­mer ‚maßge­schnei­dert’ werden kann?

Zunächst einmal ist zu sagen, dass die Banken­fi­nan­zie­rung nicht verteu­felt werden darf. Sie ist und bleibt ein wich­ti­ger Teil der Unter­neh­mens­fi­nan­zie­rung. Um jedoch die Abhän­gig­keit von der Bank zu verrin­gern (um damit auch den Anstieg deren zuneh­men­den Control­ling­an­for­de­run­gen zu brem­sen) ist komple­men­tär auch ein banken­un­ab­hän­gi­ger Finan­zie­rungs­weg zu nutzen.

Hier stehen insbe­son­dere die Unter­neh­mens­an­leihe im Modell derEigen­emis­sion zur Verfü­gung. Im Gegen­satz zur Fremd­emis­sion kann der Unter­neh­mer bei der (echten!) Eigen­emis­sion die Anleihe so konzi­pie­ren, dass diese unab­hän­gig von Banken am Markt bege­ben werden kann. Alter­na­tiv zur Anleihe sind auch Schuld­schein­dar­le­hen, die von einem oder zum Teil auch von mehre­ren Inves­to­ren gekauft werden, frei zwischen dem Unter­neh­men und einem Inves­tor, zum Beispiel Versi­che­rung, Versor­gungs­werke, Family Office etc.) verein­bar, sofern sie nicht von einer Bank arran­giert werden. Des Weite­ren geben ausge­wählte Inves­to­ren mittel­stän­di­schen Unter­neh­men immer noch indi­vi­du­ell, tail­orm­ade konzi­pier­tes Mezza­ni­ne­ka­pi­tal. Wich­tig ist jedoch auch hier, den Gesamt­mix unter Rendite- und Risi­ko­ge­sichts­punk­ten zu beachten.

3. Wie und wo können sich Unter­neh­mer und CFOs zuver­läs­sig orien­tie­ren und informieren?

Wich­ti­ger als in der Vergan­gen­heit ist es schon heute, dass sich CFOs neben den Bank­kon­tak­ten von banken­un­ab­hän­gi­gen Corpo­rate Finance-Häusern Infor­ma­tio­nen und Ideen einho­len – auch wenn es even­tu­ell nur dem Zweck dient, die Banken­mei­nung zu hinter­fra­gen. Hier­bei sollte darauf geach­tet werden, dass der Bera­ter, sei er von der Bank oder von banken­un­ab­hän­gi­gen Invest­ment­häu­sern, den oben genann­ten ganz­heit­li­chen Ansatz verfolgt. Ziel muss es sein, die even­tu­ell vorhan­de­nen Bilanz-“Baustellen” aufzu­zei­gen bzw. diese nicht durch einsei­tige Finan­zie­rungs­maß­nah­men entste­hen zu lassen. Neben den Corpo­rate Finance-Bera­tern gehö­ren inzwi­schen sicher­lich auch die Börsen zu den Dienst­leis­tern, die dem Unter­neh­mer gene­relle Wege zu Finan­zie­rung aufzeigen.

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