Very early stage investments — worin bestehen die Chancen?
Durch den frühen Einstieg und die breite Diversifikation im Portfolio ergibt sich aus Sicht eines Investor das Potenzial für sehr attraktive Wertsteigerungen. Wir steigen dabei typischerweise vor allen anderen Investoren ein. — Wir investieren sehr systematisch in junge Unternehmen direkt bei der Gründung — wir sprechen vom “Tag Null”. Diese Phase wird sonst von institutionellen Investoren nicht systematisch adressiert. Frühphaseninvestoren starten typischerweise erst, wenn das erste Produkt im Markt ist und erste Kunden gefunden wurden.
Bei Antler starten wir ganz bewusst die Zusammenarbeit mit spannenden Gründerinnen und Gründern bereits bevor sie ihr nächstes Unternehmen gründen. Wir erhalten mittlerweile pro Jahr mehr als 120.000 Bewerbungen von Gründern, die mit uns zusammenarbeiten wollen. Dazu gehören sowohl komplette Gründerteams, die bereits an ihrem ersten Produkt arbeiten als auch individuelle Gründerinnen und Gründer, die auf der Suche nach komplementären Co-Gründern sind — also Partnern mit anderem Hintergrund, die ihre Stärken ergänzen.
Wir arbeiten mit Gründern grundsätzlich für einige Monate in einem unserer Büros zusammen — erst dann entscheiden wir über erste Investitionen. Um in der Gründungsphase möglichst nah mit diesen Gründerinnen und Gründern zusammenarbeiten zu können, haben wir mittlerweile 30 Büros rund um den Globus. In Europa allein haben wir im vergangenen Jahr in 130 neue Unternehmen investiert und über 120 Folge-Finanzierungsrunden im Portfolio begleitet.
Für unsere Portfoliounternehmen stehen wir bis in ihre Series C als Finanzierungspartner bereit und können über mehrere Runden insgesamt zweistellige Millionenbeträge investieren an der Seite anderer starker Investoren. Um am Tag Null die besten Entscheidungen treffen zu können, investieren wir zumeist in Teams, die extrem stark sind, große Probleme angehen und einen technologisch innovativen Ansatz wählen.
Zu den größten Sektoren in Europa gehört für uns Climatetech, Fintech und Healthtech. Wir suchen allerdings sehr gezielt nach Gründerinnen und Gründern, die profunde Kenntnis und starke Hypothesen in einem wichtigen Problembereich haben — oftmals sind wir selbst von den Ideen überrascht. Zum Portfolio gehören sowohl Hardware- als auch Software-Unternehmen, der überwiegende Teil des Portfolios besteht aus B2B-Firmen aus verschiedensten Sektoren.
Drive, Grit und Spike! — Wir suchen nach Teams, die große und typischerweise stark wachsende Märkte adressieren und dafür auf Technologie basierende skalierende Produkte und Geschäftsmodelle entwickeln. Die Kernfrage ist immer, ob die Opportunität groß genug ist, um eine oder potenziell mehrere sehr große Firmen in diesem Bereich aufzubauen.
Drive bezeichnet die Motivation und im positiven Sinne Getriebenheit von Gründerinnen und Gründern. Ein Unternehmen von Tag Null an aufzubauen ist eine große Aufgabe — insbesondere, wenn es darum geht neue Technologien zu erschließen und globale Abnehmermärkte zu bedienen. Starke Teams denken groß, sie gehen ungelöste Probleme an und sind oftmals dadurch mehr motiviert als nur durch die pure Begeisterung, ein großes Unternehmen aufzubauen. Oftmals hegen sie eine tiefe Leidenschaft für die Lösung des Problems, das sie angehen.
Grit bezeichnet die Fähigkeit in schwierigen Zeiten die Zähne zusammenzubeißen und weiterzumachen. Die Reise eines Gründerteams ist immer steinig, man ist mit vielen Absagen konfrontiert — bis zur Konvertierung des ersten Kunden oder Investors bedarf es oft dutzender Gespräche.
Spike bezeichnet sowohl die individuelle Stärke eines jeden Mitgliedes des Gründerteams als auch die gemeinsame Stärke — eben besser zu sein als der Wettbewerb. Die Frage, die wir uns dabei stellen ist, ob das Gründerteam zu den besten Teams in diesem Bereich gehören kann. Nur wenn es die Überzeugung gibt, dass sich ein Team gegen den (künftigen) Wettbewerb durchsetzen kann, bestehen hohe Erfolgschancen.
Wir können zunächst einmal selbst aus zwei Fondsstrategien bis zu einer Series C, also über die ersten ca. 5 Finanzierungsrunden, weiter in unser Portfolio investieren. Aus unserer Erfahrung ist das sowohl an unsere Investoren als auch an Gründerteams ein sehr starkes Wertversprechen. Zudem arbeiten wir intensiv mit den starken VC-Investoren im Ökosystem zusammen. Dabei handelt es sich sowohl um VCs als auch um Business Angels, Family Offices und in späteren Phasen Corporate Investoren.
Da wir die folgenden Finanzierungsrunden grundsätzlich nicht anführen, sind wir komplementär zu den Co-Investoren im Ökosystem. Eine enge Partnerschaft führt hier dazu, dass mehr attraktiver Dealflow entsteht.
Das Finanzierungsumfeld in der Frühphase — etwa Pre-Seed, Seed und teilweise Series A — ist auch im aktuellen Marktumfeld intakt. Es werden weitere neue Investitionen in Technologie eingegangen, insbesondere, da der Exit-Horizont für Frühphaseninvestoren meist >7 Jahre ist. Dabei agiert der Markt heute aber deutlich besonnener als vor 2 Jahren. Due Diligence Prozesse werden sauber ausgeführt und es wird stärker auf Fakten basierend entschieden. Die Rundengrößen und Bewertungen sind hier recht stabil und zeigen eine starke Überzeugung, dass innovative Tech-Unternehmen heute nicht weniger wichtig als vor 2 Jahren sind.
In der späteren Phase, insbesondere ab der Series‑B zeigen sich die Akteure weiterhin sehr vorsichtig. Unser Portfolio befindet sich insbesondere in Europa allerdings zum größten Teil noch deutlich vor dieser Phase, insofern sind wir und unser Portfolio hier sehr viel weniger getroffen.
Über Christoph Klink
Christoph Klink ist Partner bei Antler mit Sitz in Deutschland. Antler ist der weltweit führende Day-Zero-Investor und eine der aktivsten Early-Stage-VC-Firmen in Europa. Er ist für die Investitionen von Antler in ganz Mitteleuropa verantwortlich. Seit dem Start der ersten Residency für Gründer in Berlin im Jahr 2021 hat Antler mehr als 50 Investitionen in Tech-Startups getätigt, die mehrere Sektoren wie Klima‑, Finanz- und Gesundheitstechnologie abdecken. Viele dieser Start-ups gelten inzwischen als die vielversprechendsten Start-ups in der DACH-Region, darunter NeoCarbon, clare&me und Tapline.
In den letzten zwei Jahren hat Christoph in Berlin, Amsterdam und München Residencies für mehr als 500 Gründer durchgeführt. Antler wurde speziell entwickelt, um die Barrieren zum Unternehmertum zu beseitigen und eine neue Generation von Tech-Gründern zu unterstützen. Die Gründer, die an den Residencies teilgenommen haben, stammen aus 53 verschiedenen Ländern, und 35 % der Startups hatten mindestens eine Gründerin.
Christoph gilt als einer der führenden Experten für Early-Stage-Investitionstrends in Deutschland und war kürzlich Mitverfasser eines Berichts über die demografische Entwicklung von Einhorn-Gründern in der DACH-Region.
Bevor er zu Antler kam, war Christoph Partner bei McKinsey. Mehr als zehn Jahre lang hatte er Führungspositionen in McKinseys Strategy and Corporate Finance Practice & the Advanced Industries sowie in dessen Logistics and Infrastructure Sector Practices inne.