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3 Fragen an kluge Köpfe
Foto: T. Gierath | ReedSmith

Trends bei Private Equity-Fonds in Deutschland

Dazu 3 Fragen an T. Gierath

Reed­S­mith
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29. Okto­ber 2013

Von Ameri­ka­nern hört man immer wieder die Frage, ob es hier­zu­lande inzwi­schen besser gewor­den sei mit den Private Equity- und Venture Capi­­tal-Unter­­neh­­men? Den meis­ten Auslän­dern ist es völlig unver­ständ­lich, warum in Deutsch­land die PE- und VC-Indus­­trie bislang nicht wesent­lich mehr im Schwung gekom­men ist. Zumal es doch soviele hervor­ra­gende Unter­neh­men in Deutsch­land gibt.


Dazu 3 Fragen an Rechts­an­walt und Part­ner bei Reed­S­mith, München

1. Wie steht es um die Grün­dung von Private Equity-Fonds in Deutsch­land? Welche Rolle spielt dabei die aktu­elle Gesetzgebung?

Im Gegen­satz zu eini­gen euro­päi­schen Ländern und den USA ist Deutsch­land weiter­hin ein schwie­ri­ges Land für die Aufle­gung von Private Equity- oder Venture Capi­tal-Fonds, und dass, obwohl die Anla­ge­klasse gerade für insti­tu­tio­nelle Inves­to­ren als Alter­na­tive zu den klas­si­schen Anla­gen in Aktien und Staats­pa­piere zuneh­mend an Attrak­ti­vi­tät gewon­nen hat.

Zwar können am Markt bewährte Fonds­ma­na­ger, wie z.B. die Deut­sche Betei­li­gungs AG oder Auctus im Buy-Out-Bereich oder Welling­ton, Crea­thor Venture oder Early­bird im VC-Bereich weiter­hin rela­tiv problem­los neue Fonds aufle­gen. Neue Markt­teil­neh­mer (mit Ausnahme eini­ger Corpo­rate-Venture-Inves­to­ren, wie z.B. Seven­Ven­tures von der ProSiebenSat.1 Group) sieht der Markt jedoch zuneh­mend selte­ner. In Spezia­li­tä­ten­se­ge­men­ten, wie z.B. Turn-Arround- oder Nach­fol­ge­invest­ments tummeln sich die übli­chen Player (z.B. Orlando oder Perusa), verein­zelt aber auch neue Mana­ger, die ihre Erfah­run­gen aus inter­na­tio­na­len Private Equity-Häusern nun in neuen Struk­tu­ren umset­zen möchten.

Die Zurück­hal­tung deut­scher Mana­ger bei der Auflage von Fonds­struk­tu­ren liegt natür­lich auch an den immer noch ungüns­ti­gen Rahmen­be­din­gun­gen für Private Equity in Deutsch­land. Dies liegt weni­ger an der nunmehr erfolg­ten Umset­zung der AIFM-Richt­li­nie hier­zu­lande (seit 22. Juli 2013 benö­ti­gen Fonds­ma­na­ger entwe­der eine Erlaub­nis oder müssen sich hierzu bei der BaFin regis­trie­ren lassen), obwohl auch hier durch die im Vorfeld seitens des deut­schen Gesetz­ge­bers zur Diskus­sion gestell­ten Entwürfe des deut­schen KAGB – Stich­wort: Private Equity nur noch für profes­sio­nelle Inves­to­ren – erheb­li­che Unsi­cher­hei­ten in der Bran­che entstan­den. — Aller­dings wird die künf­tige Regu­lie­rung von Private Equity-Fonds zu erhöh­ten Kosten bei der Fonds­ver­wal­tung, weite­ren Compli­ance-Anfor­de­run­gen und vor allem Einschrän­kun­gen bei der Inves­to­ren­su­che führen. Bezüg­lich letz­te­rem hat zwar die Erwei­te­rung des mögli­chen Inves­to­ren­krei­ses auf sog. semi-profes­sio­nelle Inves­to­ren (z.B. Family-Offices) gehol­fen, die Anfor­de­run­gen an die Doku­men­ta­tion der Anla­ge­ex­per­tise dieser Inves­to­ren sind jedoch sehr weitgehend.

Schwer­wie­gen­der stel­len sich für deut­sche Fonds­ma­na­ger die steu­er­li­chen Rahmen­be­din­gun­gen für Private Equity Fonds dar. So gibt es im Gegen­satz zu unse­ren euro­päi­schen Nach­barn in Deutsch­land immer noch kein Gesetz, welches die steu­er­li­che Trans­pa­renz von Private Equity-Fonds gewähr­leis­tet. Dies und die weiter­hin vorge­se­hene Umsatz­steuer auf Manage­ment-Fees tragen somit derzeit nicht unbe­dingt zur Wett­be­werbs­fä­hig­keit deut­scher Fonds­an­bie­ter gegen­über ihren inter­na­tio­na­len Konkur­ren­ten bei.

2. Ist eine Zunahme der Akti­vi­tä­ten auslän­di­scher Investoren/ Private Equity-Fonds bemerkbar?

Nach den aktu­el­len Statis­ti­ken ist für 2013 ein neues Rekord­jahr im Hinblick auf Private Equity-Inves­ti­tio­nen in Deutsch­land zu erwar­ten. Zwar liegen die Zahlen noch weit hinter denen aus den Jahren vor der Finanz­krise, zeigen jedoch eine deut­li­che Erho­lung der Anla­ge­klasse Private Equity. Dies ist auch in der stei­gen­den Bedeu­tung deut­scher Invest­ments für inter­na­tio­nale Private Equity Fonds und sons­tige auslän­di­sche Inves­to­ren begründet.

Die gute Bewäl­ti­gung der Finanz­krise in Deutsch­land, die hervor­ra­gen­den konjunk­tu­rel­len Aussich­ten deut­scher Unter­neh­men und die poli­ti­sche Stabi­li­tät führt zur Erhö­hung der Anzahl ‚deut­scher’ Port­fo­lios in inter­na­tio­na­len Fonds. Gelun­gene Exits von bereits inves­tier­ten Fonds (z.B. der Ausstieg von Advent Inter­na­tio­nal beim Chemie­un­ter­neh­men Oxea oder von TPG beim Arma­tu­ren­her­stel­ler Grohe) zeigen erfolg­rei­che Betei­li­gungs­ge­schich­ten auf.

Neben den wirt­schaft­li­chen Aussich­ten spielt auch die erhöhte Rechts­si­cher­heit der Trans­ak­tio­nen und ein rela­tiv beherrsch­ba­res Rechts­sys­tem in Deutsch­land eine Rolle. So hilft die öffent­li­che Zugäng­lich­keit hinsicht­lich wich­ti­ger Unter­neh­mens­in­for­ma­tio­nen z.B. im Handels­re­gis­ter für die Due Dili­gence als auch die weit­ge­hende Kodi­fi­zie­rung des deut­schen Rechts in Geset­zes­form bei der Verein­ba­rung und Ausle­gung von Verträ­gen. Die Mana­ger inter­na­tio­na­ler Fonds haben zudem das regu­la­to­ri­sche und steu­er­li­che Umfeld für Private Equity-Fonds in Deutsch­land nicht zu befürch­ten, da die Fonds fast ausschließ­lich aus London oder New York gema­nagt werden.

Neben Private Equity-Fonds inves­tie­ren verstärkt auslän­di­sche stra­te­gi­sche Inves­to­ren in Deutsch­land. Insbe­son­dere Unter­neh­men aus Fern­ost erschlie­ßen sich hier­durch nicht nur neue Absatz­märkte vor allem jedoch Zugang zu Tech­no­lo­gie und Inno­va­tio­nen. Auch dieser Trend hat für Private Equity-Fonds, die sich an deut­schen Unter­neh­men betei­li­gen einen posi­ti­ven Aspekt, da sich hier­durch neue Exit­ka­näle eröffnen.

3. Tun sich Private Equity-Fonds aus den USA oder ande­ren Ländern leicht, in Deutsch­land zu investieren?

Obwohl Private Equity in Deutsch­land noch keinen vergleich­bar hohen Durch­drin­gungs­grad hat wie z.B. in den angel­säch­si­schen Ländern, haben sich die Bedin­gun­gen hier­zu­lande für Inves­ti­tio­nen auslän­di­scher Fonds stark verbes­sert. — Waren sie vor eini­gen Jahren noch als Heuschre­cken gebrand­markt, ist die gesell­schaft­li­che Akzep­tanz der letz­ten Zeit wesent­lich gestiegen.

Aller­dings wird man auch weiter­hin inter­na­tio­nale Inves­to­ren eher bei groß­vo­lu­mi­gen Deals als im Mid-Market oder Small-Cap-Bereich antref­fen. Dies liegt zu einen daran, dass viele dieser Inves­to­ren mangels Basis in Deutsch­land keinen komplet­ten Markt­über­blick haben bzw. klei­nere Invest­ments für Fonds, welche Milli­ar­den­be­träge von Inves­to­ren einsam­meln, schlicht nicht möglich sind. Auch mag der eine oder andere verkaufs­wil­lige Mittel­ständ­ler zwar offen für deut­sche Finanz­in­ves­to­ren sein, seinem Umfeld aber noch keinen englisch­spra­chi­gen Wall-Street-Inves­tor zumuten.

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