SPACs – Money goes public
Von der Entstehung bis zum Abschluss einer SPAC-Transaktion durchläuft ein SPAC im Allgemeinen drei Phasen, die innerhalb der ersten zwei Jahre abgeschlossen sein müssen. Anderenfalls wird die SPAC aufgelöst und die Anleger erhalten ihr Investment zurück.
Zu Beginn der 1. Phase wird für die Bildung der SPAC Kapital bei Investoren gesucht. Nach dem Börsengang (Phase 2) sucht die SPAC ein Zielunternehmen, häufig Start-ups, aber auch andere Unternehmen kommen als Ziele infrage. Die 3. Phase des SPAC tritt ein, wenn sich die Sponsoren bzw. ersten Anteilseigner für ein Zielunternehmen entschieden haben. Damit aus einer SPAC ein neues börsennotiertes Unternehmen werden kann, muss die Mehrheit der Investoren mit dem ausgewählten Unternehmen einverstanden sein.
Wird ein Zielunternehmen gefunden, fusionieren die SPAC und das Zielunternehmen und sind am Kapitalmarkt. In einer „vierten“ Phase muss das neue Unternehmen an der Börse bestehen und dies wird regelmäßig unterschätzt.
Für die Sponsoren bzw. Investoren liegt der Vorteil einer SPAC vor allem darin, dass sie sich zu Beginn nicht mit dem operativen Geschäft des Unternehmens auseinandersetzen müssen und ihre Anteilsscheine (ca. 20 Prozent der ausstehenden Anteile, die zum Nominalwert erworben werden) jederzeit gegen das investierte Kapital eintauschen können. – Für kleine und mittlere Unternehmen, können SPACs eine größeren Zugang zu Liquiditätsressourcen schaffen.
Zu den Risiken gehört, daß den Investoren das Zielunternehmen bei Bildung der SPAC unbekannt ist. Sie investieren in eine Hülle und vertrauen darauf, dass ein SPAC Merger stattfindet und mit dem späteren Zielunternehmen eine Rendite erwirtschaftet. – Für das Zielunternehmen, das Target, sind die Melde- und Offenlegungspflichten komplex, da sich diese meistens stark von den vorherigen Vorgaben ihres Finanzabschlusses unterscheiden. Berater sind hier in Deutschland eher rar.
Für viele Investoren waren die Erfahrungen mit SPACs in Deutschland in den Jahren 2008 bis 2010 weniger positiv. Der deutsche Markt entwickelt sich zögerlich, nur drei SPACs sind an der Frankfurter Börse gelistet. Die erste neue SPAC in Deutschland nach vielen Jahren war Lakestar SPAC 1, die Ende Februar 2021 an die Börse ging. Platziert wurden 27,5 Millionen „Units“ zum Preis von 10 Euro, das Volumen lag bei 275 Millionen Euro. An der Börse kostet die Lakestar-Aktie aktuell 7,50 Euro, nachdem der Kurs zwischenzeitlich bis auf 12,30 Euro gestiegen war. Ungewöhnlich ist das nicht: Die meisten SPACs in den USA, wo allein in diesem Jahr 2021 schon knapp 300 solcher Mantelgesellschaften an die Börse gingen, notieren um ihren üblichen Ausgabepreis von 10 Dollar oder leicht darüber. Allerdings ist die Kursentwicklung nach einem Zusammenschluss mit einer Zielgesellschaft häufig negativ.
Durch die langanhaltende Politik des billigen Geldes der führenden Notenbanken sind erhebliche liquide Mittel an den Kapitalmärkten verfügbar. SPACs sind ein Ventil für die Liquidität; sie schaffen einen Weg, um über Börsenmäntel, die zunächst nur aus Geld bestehen, in ein aktives Geschäft von Unternehmen zu investieren. Für Start-up-Unternehmen gelten SPACs als „Fast Lane“ an die Börse. So sind SPACs auf nahezu jedem Meeting zur IPO-Readiness für Unternehmen ein Thema. Aus verständlichen Gründen: Denn über SPACs an die Börse zu gehen ist zumindest augenscheinlich für kleine Start-ups deutlich einfacher. Das erforderliche Kapital muss anderenfalls selbst aufwendig eingesammelt werden. Auf die vielen, genannten Details ist sorgfältig zu achten, da ansonsten die häufig propagierte „Einfachheit“ von SPACs sehr schnell in das Gegenteil umschlagen kann.
Damit zielen SPACs auf einen Punkt zwischen dem öffentlichen Kapitalmarktzugang und den Private Equity-Häusern ab. Die Regulierer sind aufgerufen, die extreme Geschwindigkeit aufzufangen, um das Risiko von Crashs einzudämmen.
Über Prof. Rüdiger Loitz
Prof. Dr. Rüdiger Loitz lehrt nach Studium und Promotion in Köln und Hamburg bis 1996 seit 2009 an der betriebswirtschaftlichen Fakultät der Universität zu Köln nationale, internationale Rechnungslegung und Steuern. Er ist als Wirtschaftsprüfer, Steuerberater und US-CPA Partner bei PwC und leitet die Kapitalmarkt- und Rechnungslegungsberatung. In England und Spanien verbrachte er zwei Secondments. Zu Anwendungsfragen der Finanzberichterstattung, Prozess- und Technologieeinsatz in diesem Umfeld veröffentlicht er regelmäßig. Für die Wirtschaftsprüfer- und Steuerberaterkammer beteiligt er sich an der Prüfung der Berufsanwärter/innen. Er lebt mit seiner Familie in der Nähe von Düsseldorf.