ALTERNATIVE FINANZIERUNGSFORMEN
FÜR UNTERNEHMER UND INVESTOREN
3 Fragen an kluge Köpfe
Foto: Dirk  Neukirchen

Private Equity oder Börsengang für den Mittelstand

Dazu 3 Fragen an Dr. Dirk Neukirchen

ALLISTRO CAPITAL
Foto: Dirk Neukirchen
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11. Mai 2016

Fami­li­en­un­ter­neh­men haben sehr gute Chan­cen, Inves­to­ren zur Finan­zie­rung der weite­ren Expan­sion zu gewin­nen. Inha­ber, die ihr Unter­neh­men etwa im Zuge der Nach­folge verkau­fen wollen, finden in Private Equity-Gesel­l­­schaf­­ten Part­ner mit großem Inter­esse an der Über­nahme und Weiter­füh­rung des Unter­neh­mens. Alter­na­tive für eine Wachs­tums­fi­nan­zie­rung wäre ein Börsengang.


Dazu 3 Fragen an Grün­der und geschäfts­füh­ren­der Part­ner der ALLISTRO CAPITAL in Frank­furt am Main

1. Ist ein Börsen­gang für Mittel­stands­un­ter­neh­men eine gute Entschei­dung zur Gene­rie­rung von frischem Kapi­tal zur Wachstumsfinanzierung?

Mittel­stän­di­sche Unter­neh­men sind oft Fami­li­en­ge­sell­schaf­ten, die in langer unter­neh­me­ri­scher Tradi­tion sehr solide aufge­baut und nach­hal­tig geführt werden. Das Kapi­tal zur Wachs­tums­fi­nan­zie­rung wurde früher entwe­der selber erwirt­schaf­tet oder – wenn auch meist nicht so gerne – über die heimi­sche Haus­bank in Form von Darle­hen finan­ziert. Doch die Möglich­kei­ten zur Finan­zie­rung von Wachs­tum haben sich in den letz­ten 20 Jahren deut­lich verbes­sert. Heute wird aus Grün­den der „Weiter­ent­wick­lung“ großen Fami­li­en­un­ter­neh­men gerne der Gang an die Börse empfoh­len um im Rahmen der damit verbun­de­nen Kapi­tal­erhö­hung das zusätz­lich geplante Wachs­tums­ka­pi­tal zu gene­rie­ren. Diese Empfeh­lung ist mir jedoch zu eng, denn ein Börsen­gang stellt nicht die einzige Maßnahme zur Umset­zung geplan­ter Wachs­tums­ak­ti­vi­tä­ten dar und ist zudem mit vielen Nach­tei­len für Fami­li­en­ge­sell­schaf­ten verbun­de­nen. Eine lang­fris­tige nach­hal­tige handelnde Unter­neh­mens­kul­tur trifft dann auf eine Quar­tals­be­richt­welt, die dann „gierig“ auf kurz­fris­tige Erfolgs­mel­dun­gen ist. Da diese „unter­schied­li­chen Welten“ nur in den selten zusam­men­pas­sen, muss man sich als Unter­neh­mer einen Börsen­gang genau überlegen.

2. Warum sollte man als Mittel­ständ­ler eine Betei­li­gungs­ge­sell­schaft einem Börsen­gang vorziehen?

Hier gibt es mehrere gute Argu­mente, die aus Sicht des Mittel­ständ­lers für Betei­li­gungs­ka­pi­tal spre­chen. Sie sind natür­lich auch abhän­gig von den verfolg­ten Zielen des Unter­neh­mers. Geht es ihm um die ausschließ­li­che Aufnahme von Kapi­tal, dann kann ein Börsen­gang durch­aus ein Weg sein. Es ist aber eine andere Welt mit einem stren­gen Korsett, wenn man beispiels­weise an die ganzen in kurzen Zeit­ab­stän­den zu erfül­len­den Pflicht-Veröf­fent­li­chun­gen denkt oder an das dann grei­fende Wert­pa­pier­han­dels­ge­setzt. Da gilt es zum Beispiel den Aspekt des Insi­der­wis­sens zu berück­sich­ti­gen. Der Unter­neh­mer als Mana­ger einer börsen­no­tier­ten Einheit weiß einfach früher bestimmte anste­hende Sach­ver­halte, die den Akti­en­kurs beein­flus­sen können. Dann stellt sich die Frage, wie er denn sein Wissen mit seinem Akti­en­be­stand in Einklang bringt, ohne durch Kauf- oder Verkaufs­or­der sich dem Tatbe­stand des Insi­der­wis­sens verdäch­tig zu machen. Das ist für ihn eine voll­stän­dig neue Situation.

Stille Reser­ven zu legen fällt auch durch die öffent­li­che Wahr­neh­mung einfach schwe­rer. Auch der Span­nungs­bo­gen zwischen einer nach­hal­ti­gen Unter­neh­mens­ent­wick­lung und einer kurz­fris­ti­gen Aktivitäten‑, Ergeb­nis- und Divi­den­den­po­li­tik erfährt dadurch eine ganz neue Dimen­sion und Dyna­mik. Die Zusam­men­ar­beit mit den Gesell­schaf­tern und Analys­ten bedeu­tet häufig nicht nur einen Kultur­wan­del. Viele Unter­neh­mer denken, dass sie mit dem Börsen­gang das Ziel erreicht haben, merken aber erst im Nach­hin­ein oft, dass es doch ledig­lich nur die Start­li­nie war.

Sowohl für das Thema der Wachs­tums­fi­nan­zie­rung als auch für die Nach­fol­ge­lö­sung auf Gesell­schaf­ter­ebene bietet die Einbin­dung einer Betei­li­gungs­ge­sell­schaft eine gute Alter­na­tive zum Börsen­gang. In beiden Anläs­sen können die Unter­neh­mer – abhän­gig davon, für welche Betei­li­gungs­ge­sell­schaft sie sich entschei­den – neben Kapi­tal auch unter­neh­me­ri­sche Exper­tise mit „an Bord nehmen“. Im Rahmen der Wachs­tums­fi­nan­zie­rung bedeu­tet das die Basis einer unter­neh­me­ri­schen part­ner­schaft­li­chen Zusam­men­ar­beit um gemein­same Ziele zu errei­chen. Im Rahmen der Gesell­schaf­ter­nach­fol­ge­re­ge­lung bedeu­tet es das Wissen, dass die Gesell­schaft von ihrem Geschäfts­an­satz und Ihrer Struk­tur auch in Zukunft konti­nu­ier­lich weiter­ent­wi­ckelt wird und dass außer­halb der kurz­fris­ti­gen Taktun­gen von zu veröf­fent­li­chen Berichten.

3. Welche Hand­lungs­emp­feh­lun­gen haben Sie in diesem Zusam­men­hang für Unternehmer?

Beim Börsen­gang wird es der Fami­li­en­un­ter­neh­mer nur mit „Mitge­sell­schaf­tern“ zu tun haben, die meist ein ande­res Ziel mit ihrem Invest­ment verfol­gen, als er selbst. Wenn der Unter­neh­mer nur Kapi­tal benö­tigt, diese Inter­es­sen­un­ter­schiede aber auch den Kultur­wan­del sich und seinem Unter­neh­men zutraut, dann kann ein Börsen­gang durch­aus eine gute Alter­na­tive sein, sofern das Börsen­um­feld passt.
Bei der Auswahl einer Betei­li­gungs­ge­sell­schaft gibt es, abhän­gig vom Finan­zie­rungs­an­lass, unter­schied­li­che Aspekte zu berück­sich­ti­gen. Bei der Wachs­tums­fi­nan­zie­rung kommt es ganz auf die Bedürf­nis­lage des Unter­neh­mers an: Sucht er ledig­lich zusätz­li­ches Eigen­ka­pi­tal, benö­tigt aber für die weitere Entwick­lung seiner Firma – aus seiner Sicht – keinen weite­ren Input, dann spielt die Exper­tise der Betei­li­gungs­ge­sell­schaft ein unter­ge­ord­nete Rolle. Hier gilt es ledig­lich die Kondi­tio­nen der Kapi­tal­ge­sell­schaf­ten mitein­an­der zu verglei­chen. Sieht er aller­dings im Rahmen der geplan­ten Weiter­ent­wick­lung seiner Gesell­schaft auch akti­ven Unter­stüt­zungs­be­darf, dann wird er sich die Betei­li­gungs­ge­sell­schaft aussu­chen, die nicht nur das Kapi­tal sondern auch die gewünschte Erfah­rung mitbringt.

Im Rahmen der Nach­fol­ge­reg­lung kommt der indus­tri­el­len Erfah­rung des Erwer­bers eine noch größere Bedeu­tung zu. Insbe­son­dere dann, wenn man nicht an den Wett­be­wer­ber veräu­ßern will, der meis­ten sowieso nur auf den mit zu erwer­ben­den Kunden­stamm fixiert ist. Der Kandi­dat muss daher die Eigen­stän­dig­keit des zu veräu­ßern­den Unter­neh­mens und den Stand­ort lang­fris­tig sichern und sich damit auch gegen­über den Mitar­bei­tern Sozial — verant­wort­lich fühlen. Indus­tri­ell aufge­stellte Betei­li­gungs­ge­sell­schaf­ten mit einer klaren Bran­chen­fo­kus­sie­rung bieten hier­bei für den verkaufs­wil­li­gen Unter­neh­mer eine ideale Lösung. Insbe­son­dere dann, wenn diese die notwen­dige Erfah­rung durch Ihre Bran­chen­fo­kus­sie­rung vorwei­sen können. Neben dem notwen­di­gen eige­nem Know How und dem dazu­ge­hö­ri­gen Netz­werk – auch durch Indus­trie­ex­per­ten darge­stellt – bieten diese eine gute Möglich­keit als Erwer­ber in Frage zu kommen. Aber nicht nur die mittel- bis lang­fris­ti­gen Ziele des Unter­neh­mers inklu­sive ihrer Neben­be­din­gun­gen, wie z.B. das Weglas­sen einer hohen Kauf­preis-Fremd­fi­nan­zie­rung und die damit verbun­dene möglichst schnelle Rück­füh­rung der Darle­hen, sondern die nach­hal­tige Weiter­ent­wick­lung müssen mit der Philo­so­phie der Betei­li­gungs­ge­sell­schaft übereinstimmen.


 

Über Dr. Dirk Neukirchen

Dirk Neukir­chen verfügt über eine mehr als 25 jährige Erfah­rung im Fonds­ge­schäft, im Bereich Private Equity sowie der Bera­tung zu Nach­fol­ge­re­ge­lung und Betei­li­gungs­fi­nan­zie­rung im Mittel­stand. Nach Erfah­run­gen in der Indus­trie und der Betei­li­gungs­be­ra­tung wech­selte er zur DG/ DZ Private Equity, bei der er auch in leiten­der Posi­tion war. Anschlie­ßend baute er das Private Equity Geschäft der SIGNAL IDUNA auf, bevor er 2010 ALLISTRO CAPITAL grün­dete. Seit 2010 ist er zudem Mitglied des Beirats eines großen insti­tu­tio­nel­len Private Equity Investors.

Über ALLISTRO CAPITAL

ALLISTRO CAPITAL ist eine von mittel­stän­di­schen Unter­neh­mern gegrün­dete Betei­li­gungs­ge­sell­schaft mit einem klaren Bran­chen­fo­kus. Unsere Gesell­schaf­ter und Indus­trie­ex­per­ten im Fach­bei­trat kennen das Geschäft aus ihrer eige­nen lang­jäh­ri­gen Erfah­rung. Wir sind eigen­stän­dig und unab­hän­gig. ALLISTRO CAPITAL bietet im Rahmen von Wachs­tums­fi­nan­zie­run­gen und Nach­fol­ge­re­ge­lun­gen gut posi­tio­nier­ten mittel­stän­di­schen Unter­neh­men eine lang­fris­tige Eigen­ka­pi­tal­be­tei­li­gung unter der Leit­li­nie „Vom Mittel­stand für den Mittelstand“.
ALLISTRO CAPITAL inves­tiert das Kapi­tal vermö­gen­der mittel­stän­di­scher Unter­neh­mer in mittel­stän­di­sche Gesell­schaf­ten im deutsch­spra­chi­gen Raum, deren Tradi­tion es zu bewah­ren gilt. Die Werte des Mittel­stan­des, in Verbin­dung mit unter­neh­me­ri­scher Tradi­tion, bilden für uns die Basis einer erfolg­rei­chen Zusam­men­ar­beit. Wir agie­ren als akti­ver Gesell­schaf­ter, der zur erfolg­rei­chen Weiter­ent­wick­lung des Unter­neh­mens beiträgt. Damit steht für uns das unter­neh­me­ri­sche Handeln im Vorder­grund und die Eigen­stän­dig­keit der erwor­be­nen Gesell­schaf­ten bleibt gesi­chert. Wir sind spezia­li­siert auf die Bran­chen Medi­zin­tech­nik, Kunst­stoff­tech­nik, Sicher­heits­tech­nik und Chemie. Hier­bei inter­es­sie­ren uns alle Unter­neh­men, deren Entwick­lung von diesen vier Märk­ten abhängt. Wir konzen­trie­ren uns dabei auf Unter­neh­men, die ein Umsatz­vo­lu­men zwischen € 7,5 und € 50,0 Mio. vorwei­sen und im deutsch­spra­chi­gen Raum ange­sie­delt sind.

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