Investieren in die gesunde und nachhaltige Ernährung der Welt
Unsere Ernährungssysteme sind heute sehr komplex, global organisiert und leider oftmals wenig effizient: die Produktion von Lebensmitteln beansprucht schon heute ca. 40 Prozent der nutzbaren Landfläche und 70 Prozent des weltweiten Frischwasserverbrauchs. Das stellt einen wesentlichen Faktor für den Druck auf die biologische Vielfalt dar und verursacht mehr als ein Drittel der weltweiten Treibhausgas-Emissionen. Gleichzeitig verursachen ineffiziente Produktions- und Verarbeitungsverfahren, lange weltweite Lieferketten einen enormen Grad von Lebensmittelverschwendung: Etwa ein Drittel der produzierten Lebensmittel werden nicht konsumiert sondern gehen entlang der Wertschöpfungskette verloren.
Dies alles erscheint umso dramatischer, als aktuell davon ausgegangen wird, dass die Nachfrage nach Nahrungsmitteln bis 2050 aufgrund von demografischen Entwicklungen, dem Wachstum der Weltbevölkerung und Veränderungen der Ernährungsgewohnheiten um bis zu 60 Prozent steigen wird.
Aus sozialer und gesundheitlicher Sicht führen unsere aktuellen Ernährungssysteme ebenfalls zu gravierenden Herausforderungen: Während ca. 2 Mrd. Menschen unter Übergewicht oder sogar Fettleibigkeit leiden, haben weitere 2 Mrd. keinen ausreichenden Zugang zu Nahrungsmitteln und leiden Hunger. Weltweit sind heute etwa 20% aller Todesfälle auf schlechte, ungesunde oder unzureichende Ernährung zurückzuführen.
Es braucht einen nachhaltigen Wandel in Bezug auf unsere Ernährungssysteme, der zu einer Verbesserung von Qualität und Nachhaltigkeit von Lebensmitteln beiträgt. Ziel dessen sollte es sein, den ökologischen Fußabdruck und die Lebensmittelverschwendung zu reduzieren und die Qualität und Nachhaltigkeit von gesunden Nahrungsmitteln für alle Menschen zu erhöhen. Dementsprechend gehören auch zahlreiche Teilbereiche der heutigen Ernährungswertschöpfungskette auf der Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse nicht in unsere Definition der Zukunft der Ernährung: bspw. Agrar-Chemie und synthetische Düngemittel, Nutztier-Antibiotika, Fast-Food Restaurants, Rind- fleisch, alkoholische und kohlesäurehaltige Getränke oder auch Süßwaren.
Allerdings werden dafür, wie auch im Bereich der nachhaltigen Energiewende, enorme Investitionen über Jahre und Jahrzehnte von öffentlicher und privater Seite notwendig sein, die auch interessante Anlagemöglichkeiten aus finanzieller und nachhaltiger Sicht darstellen könnten.
Ein vielversprechendes Zukunftssegment sind beispielsweise Agrartechnik-Technologien, die es ermöglichen, die Ernteerträge mit weniger Ressourcenaufwand zu verbessern. Man kann etwa die Nutztierhaltung effizienter gestaltet werden, indem bessere diagnostische und präventive Maßnahmen für die Tiergesundheit ergriffen werden, z.B. Vitamine, Eubiotika, Enzyme und Impfstoffe, die die Futteraufnahme und den Ertrag verbessern und zugleich den Einsatz von human-medizinisch relevanten Antibiotika reduzieren.
Bei Lösungen für Lebensmittelabfälle bzw. die Kreislaufwirtschaft geht es um die Reduktion von Lebensmittelabfällen, die sich weltweit aktuell auf unglaubliche rund 1,3 Milliarden Tonnen pro Jahr belaufen. Um den Abfallberg abzubauen, bedarf es besserer Logistik, besserer Verteilnetze und besserer Lebensmittelsicherheit. All das kann durch Technologie verbessert werden.
Dann ist da noch die Produktion von gesunden Lebensmitteln selbst. Ein akutes Problem für Lebensmittelhersteller ist beispielweise, wie sie Lebensmittel nährstoffreicher, bezahlbarer und idealerweise auch nachhaltiger machen können.
Simon Frank ist seit Dezember 2019 als Senior Investment Advisor bei Pictet Asset Management in Frankfurt tätig. In dieser Funktion steht er als Ansprechpartner für produktspezifische Fragestellungen, aber auch für Asset Allocation- und Nachhaltigkeits-Themen zur Verfügung. Zuvor war Simon Frank für mehr als 10 Jahre als Portfolio Manager und Fondsselektor im Bereich Multi Asset / Dachfonds u.a. bei DWS und Allianz Global Investors tätig. Er ist Diplom-Kaufmann (Universität Bayreuth und University of Warwick), sowie CFA- und CAIA-Charterholder.
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