ALTERNATIVE FINANZIERUNGSFORMEN
FÜR UNTERNEHMER UND INVESTOREN
3 Fragen an kluge Köpfe
Foto: Patrick Mijnals

Stärkere Verbreitung von Crowdinvesting

Dazu 3 Fragen an Patrick Mijnals

Better­vest
Foto: Patrick Mijnals
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2. Februar 2016

Beim Crowd­in­ves­t­ing sammeln Start-ups Kapi­tal bei zahl­rei­chen “klei­nen” Inves­to­ren ein. Dies geschieht in der Regel über eine Platt­form, die Inves­to­ren und Start-up zusam­men­führt. Nach­dem in der Anfangs­phase beim Crowd­in­ves­t­ing in Deutsch­land meist 50.000 € bis 100.000 € möglich waren, geht es mitt­ler­weile auch bis in den Millionenbereich. 


Dazu 3 Fragen an Grün­der und Geschäfts­füh­rer von Better­vest in Frank­furt a. M.

1. In welchen (Indus­trie-) Sekto­ren verbrei­tet sich Crowd­in­ves­t­ing am schnells­ten? Geogra­phi­sche Verbrei­tung? Worin liegen die Gründe dafür?

Seit mitt­ler­weile gut 10 Jahren beob­achte ich während meiner Zeit als Trend­for­scher beim Frank­fur­ter Zukunfts­in­sti­tut die ersten Ausprä­gun­gen des Phäno­mens Crowd­fun­ding. Tribe wanted (= Off-grid commu­nity tourism expe­ri­en­ces) sammelte 2006 online Geld von 5000 Menschen für die Pacht einer Südsee­insel ein. Seit­her hat sich das Grund­prin­zip über Länder- und Bran­chen­gren­zen hinweg weiter­ent­wi­ckelt und zu einem einge­sam­mel­ten Gesamt­vo­lu­men von über 30 Milli­ar­den Dollar im letz­ten Jahr geführt.

Die global schnellste, weil unter regu­la­to­ri­schen Gesichts­punk­ten einfachste Verbrei­tung fanden bisher alle Modelle, bei denen die Crowd (Inves­to­ren) für ihren finan­zi­el­len Beitrag ledig Sach- oder virtu­elle Leis­tun­gen (soge­nannte Rewards) erhielt. Über die US-Platt­form Kick­star­ter wurden seit Grün­dung inzwi­schen rund 100.000 Projekte mit über 2 Milli­ar­den Dollar unter­stützt. Welt­weit, auch in Deutsch­land haben sich unter­schied­lichste Invest­ment-Modelle etabliert, bei denen die Crowd je nach Rechts­rah­men echte oder virtu­elle Betei­li­gun­gen an Unter­neh­men bzw. Zins­zah­lun­gen erhält. Neben der klas­si­schen Startup-Finan­zie­rung gibt es inzwi­schen ein buntes Ange­bot von der Finan­zie­rung von Patent-Anmel­dun­gen, Bildungs­kar­rie­ren und Immo­bi­lien bis hin zu Ener­gie- und Infra­struk­tur­pro­jek­ten im kommu­na­len Bereich. Allen gemein ist, dass klas­si­sche Finanz­in­ter­me­diäre wie Banken und Venture Capi­tal Fonds keine oder nur eine unter­ge­ord­nete Rolle in den Model­len spie­len und durch komplett digi­ta­li­sierte Prozesse vom „klei­nen Mann von der Straße“ ersetzt werden. Die große, meist Social Media-gestütze Öffent­lich­keit, die jedes Projekt beglei­tet, bringt zusätz­li­che kommu­ni­ka­tive Vorteile bei der Gewin­nung von Kunden und der Invol­vie­rung von ande­ren Stake­hol­dern für die Projekt­in­ha­ber mit sich.

2. Welche Art von Projek­ten haben am ehes­ten Chan­cen auf Erfolg beim Crowd­in­ves­t­ing? In welcher Größen­ord­nung wird übli­cher­weise eine Finan­zie­rung dieser Art gesucht? Können Sie uns einige erfolg­rei­che Projekte nennen?

Beim Crowd­in­ves­t­ing geht es den meis­ten Inves­to­ren und Unter­stüt­zern um mehr als eine rein finan­zi­elle Betei­li­gung. Dementspre­chend gilt es auch die Geschichte hinter den Projek­ten zu erzäh­len, die Betei­lig­ten vorzu­stel­len und die Crowd hinter einer gemein­sa­men Vision zu verei­nen. Hohe Kommu­ni­ka­ti­ons­be­reit­schaft und lupen­reine Trans­pa­renz sind also zwei der wich­tigs­ten Erfolgs­fak­to­ren jeder Kampa­gne. Je nach Platt­form sind Projekte im Invest­ment­be­reich ab ca. 50.000 € möglich, meist werden aber eher Größen­ord­nun­gen von 200.000–500.000 € benötigt.

Vor der Regu­lie­rung des Mark­tes lag der Rekord­wert eines Einzel­pro­jek­tes in Deutsch­land bei 7,5 Mio. Euro. Die neue gesetz­li­che Ober­grenze, die durch das soge­nannte Klein­an­le­ger­schutz­ge­setz fest­ge­legt ist, liegt derzeit bei 2,5 Mio. Euro, die von einem Emit­ten­ten bis zur voll­stän­di­gen Rück­zah­lung des Kapi­tals maxi­mal einge­sam­melt werden kann.

Größ­tes Projekt in Deutsch­land:  Hotel Weis­sen­haus sammelte € 7,5 Mio.

Kurio­ses­tes Projekt Inter­na­tio­nal:   55492 $ für Kartof­fel­sa­lat (Privat­per­son)

Schnellste Projekt bei better­vest:   107.700 € in 4 Tagen  für Mobile Solar­kraft­werke Afrika GmbH & Co. KG

Satire-Projekt:   der Kino­film Strom­berg wurde von über 3000 Mensch mit € 1 Mio. Ausge­stat­tet; die Inves­to­ren sind an den Einspiel­ergeb­nis­sen des Film betei­ligt worden.

3. Wie schät­zen Sie die Trends und Entwick­lun­gen bei Crowd­in­ves­t­ing in den nächs­ten 5 Jahren ein?

2020 wird Crowd­fun­ding ein völlig etablier­tes Finanz­in­stru­ment sein, dass bei der Finan­zie­rung von Projek­ten aller Art als Alter­na­tive oder Ergän­zung zur Haus­bank und  ande­ren klas­si­schen Geld­ge­bern zum Einsatz kommt. Neben eini­gen großen Anbie­ter, die einen Groß­teil des inves­tier­ten Gesamt­vo­lu­mens in den verschie­de­nen Invest­ment-Kate­go­rien auf sich verei­nen werden, wird es einen gehö­ri­gen „Long­tail“ von Nischen- und Regio­nal­platt­for­men geben, die sich durch Ihre Ziel­grup­pen- und Themen­spe­zia­li­sie­rung auszeich­nen. Inner­halb Euro­pas wird eine harmo­ni­sierte Gesetz­ge­bung einge­führt werden, die Fundings über Länder­gren­zen hinweg leicht möglich macht und so im Prin­zip über 500 Millio­nen Euro­päer ange­spro­chen werden können.

Bettervest.com

Clever inves­tie­ren. Die Welt retten.

Die erste Crowd­in­ves­t­ing-Platt­form, auf der man in Ener­gie­ef­fi­zi­enz­pro­jekte von Unter­neh­men, Sozi­al­trä­gern, Verei­nen und Kommu­nen inves­tie­ren kann und dafür an den erziel­ten Einspa­run­gen betei­ligt wird.

Patrick Mijnals (35) studierte Kogni­ti­ons­wis­sen­schaf­ten und künst­li­che Intel­li­genz in den Nieder­lan­den (Abschluss Drs./ MSc). Seit 2006 arbei­tet er als Trend- und Zukunfts­for­scher für das Frank­fur­ter Zukunfts­in­sti­tut, wo er sich mit Verän­de­run­gen von Lebens- und Konsum-Mustern sowie trend­ba­sier­tem Inno­va­ti­ons­ma­nage­ment beschäf­tigt. Darüber hinaus ist er Grün­der und Geschäfts­füh­rer von bettervest.com, der ersten Crowd­fun­ding Platt­form, über die Bürger Ener­gie-Effi­zi­enz­pro­jekte von Unter­neh­men, Verei­nen und Kommu­nen finan­zie­ren und dafür an den Einspa­run­gen betei­ligt werden. better­vest steht unter der Schirm­herr­schaft von Prof. Ernst Ulrich von Weiz­sä­cker, erhielt das Werk­statt N Siegel des Rats für Nach­hal­tige Entwick­lung und ist ein ausge­zeich­ne­ter “Ort im Land der Ideen“.

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