Impact Investing im Steigflug begriffen
ESG als Kurzform für Environmental, Social und Governance drückt im Kern die soziale und ökologische Verantwortung von Unternehmen aus. Einen Schritt weiter geht typischerweise Sustainable Investment, welches aktiv in bestimmte Bereiche investiert, die als nachhaltig gelten. Noch einen Schritt weiter geht Impact Investing, deutsch wirkungsorientiertes Investieren. Im Bereich Impact Investing tritt als weiteres Investmentkriterium neben oder sogar vor die Rendite die Wirkung bzw. Impact. des jeweiligen Investments. Impact Investing stellt die soziale, ökonomische und ökologische Verantwortung von Kapital in seiner reinen Weise in den Vordergrund.
Als Reaktion auf die Unterzeichnung des Pariser Klimaabkommens und der UN Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung erließ die EU 2018 den Aktionsplan: Finanzierung Nachhaltigen Wachstums. – Er gibt den Fahrplan der Europäischen Union vor, wie auch private Geldströme in nachhaltige Investitionen gelenkt werden sollen. Er enthält sowohl eine Taxonomie-Verordnung als auch eine strenge Offenlegungs-Verordnung.
Aktuell sind aus regulatorischen Gründen echten Impact Fonds große Kapitalzuflüsse institutioneller Investoren weitgehend verwehrt. Dies hat vor allem den Hintergrund, dass die Kapitalanlage nicht nach freiem Ermessen des Lebensversicherungsunternehmens oder der Pensionskasse geschieht. Zwar sind für große Versicherungsunternehmen seit Einführung der Solvency II Richtlinie größere Freiheiten als unter der immer noch für andere professionelle Investoren geltenden Anlageverordnung vorhanden, dennoch gelten die allgemeinen Kapitalanlagegrundsätze der Sicherheit, Liquidität und Rentabilität weiter fort.
Die sogenannten Impact Fonds sind eher neuerer Natur – Anlagevehikel, die von Dritten Kapital einsammeln, um es anschließend im Sinne eines Impact zu investieren. Dabei existieren viele Produkte, die sogar von Kleinanlegern Kapital zur Erreichung eines bestimmten sozialen oder ökologischen Zwecks einsammeln, also von Investoren, die keine immensen finanziellen Mittel aufwenden. Darunter fallen Mikrofinanzfonds, Fonds mit wirkungsorientiertem Ansatz, Social Impact Fonds und Green Bonds. Die typischen Zeichner von Impact Fonds sind aber größere Privatvermögen, etwa erfolgreiche Unternehmer, High Net Worth Individuals, sowie Stiftungen und Family Offices – sämtlich Investoren, die sich nicht mit den aufgezeigten regulatorischen Hürden beschäftigen müssen.
Die stetige Präsenz der großen gesellschaftlichen Herausforderungen, allen voran des Klimawandels, in den Medien sorgt für ein immer stärkeres Bewusstsein, dass etwas verändert werden muss. Das Investmentvolumen im Bereich Impact Private Equity und Impact Venture Capital hat sich in den letzten fünf Jahren mehr als verzehnfacht. 2020 soll dieser Wert bereits bei über EUR 880 Mio. gelegen haben, wobei ein großer Anteil entsprechender Angebote bei den Investmentkriterien noch klar „Finance First“ praktiziert, das heißt, daß die zu erzielende Rentabilität klar im Vordergrund steht und nur ein kleiner Teil „Impact First“ praktiziert. Das Thema Impact Investing wird in der Ausprägung „Finance First“ erst dann richtig große Volumina generieren können, wenn auch unter Solvency II regulierte Investoren der Zugang erleichtert wird.
Dr. Gerhard Schwartz ist Managing Partner der Wi Venture, einem Impact Venture Capital Fonds, der in Climate Tech Start-ups investiert, um innovative Ideen zur Bekämpfung des Klimawandels zu finanzieren. Daneben arbeitet er als Rechtsanwalt bei LPA-GGV, einer internationalen Anwaltskanzlei mit Fokus auf Immobilien und erneuerbare Energien. Gerhard Schwartz ist seit über 12 Jahren in verschiedenen Rollen bei Assetmanagern und als Rechtsanwalt u.a. für institutionelle Investoren mit den Themen Energiewende und Klimawandel beschäftigt. Er möchte nach eigenen Angaben einen Beitrag leisten, unseren Planeten enkeltauglich zu machen. www.wiventure.de