DLT und Blockchain: Innovationen im alternativen Investments-Sektor
Natürlich dreht sich beim BAI alles um das Thema Alternative Investments, und zwar Assetklassen- und Strategieübergreifend. Unsere rund 250 Mitglieder bilden die gesamte Wertschöpfungskette im professionellen Asset Management in den Segmenten Private Debt, Private Equity, Infrastruktur oder Liquid Alternatives ab, also Asset-Manager, Banken, Fondsgesellschaften, Verwahrstellen und sonstige Dienstleister, wie etwa Kanzleien, Investment‑, oder Steuerberater.
Neben dem Megathema Sustainable Finance beschäftigt unsere Branche natürlich auch das Zukunftsthema Digital Finance mit allen Facetten. Zum einen geht es darum neue Technologien entlang der Wertschöpfungskette einzusetzen, die Distributed Ledger Technologie (DLT) z.B. verändert und verbessert viele Prozesse und Transaktionen im Fondsgeschäft. Zum anderen eröffnen sich z.B. durch digitale Assets und die Tokenisierung von Vermögenswerten neue Anlagemöglichkeiten. Wir begleiten auch dieses Thema seit einigen Jahren und durch jüngste regulatorische Entwicklungen auf nationaler und europäischer Ebene kam jetzt die Idee, über einschlägige Webinare hinaus einen InnovationsDay ins Leben zu rufen, um eine besondere Plattform für Technologie-Themen ins Leben zu rufen. Neben Blockchain und Krypto-Assets geht es z.B. auf unserem Event am 30. September auch um den Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Asset Management.
Unsere aktuelle Agenda, die sich aber auf jeden Fall bis ins nächste Jahr zieht, ist natürlich bestimmt von den vorgenannten Themen Sustainable und Digital Finance. Hier sind diverse Rechtssetzungsakte bereits verabschiedet bzw. befinden sich noch in der regulatorischen Pipeline, so dass im nächsten Jahr die Implementierung breiten Raum einnehmen wird. Gesetzgebungsverfahren sind sehr vielschichtig und nach der Rahmengesetzgebung folgen regelmäßig Durchführungsrechtsakte, technische Regulierungsstandards, nationale Umsetzungsgesetze, etc. im Bereich Sustainable Finance reden wir von sehr detaillierten, technischen und granularen Anforderungen, die ein Maß an Komplexität und leider auch Bürokratie annehmen, die der Branche sehr zu schaffen machen und bei der wir auch versuchen gegen zu steuern, damit die Akzeptanz für nachhaltiges Investieren nicht leidet. Hier ist Pragmatismus gefordert.
Beim Thema Digital Finance eröffnen sich, wie bereits kurz skizziert, viele neue Einsatz- und Anwendungsmöglichkeiten durch die Blockchain-Technologie. Fondsgesellschaften und Asset Manager werden sich spätestens im nächsten Jahr intensiv damit auseinandersetzen müssen, wie sie diese Technologie einsetzen und ihre Prozesse und Systeme, einschließlich Risikomanagement, darauf ausgerichtet müssen. Es gibt neue Marktakteure und Dienstleister, im Markt stehen große Veränderungen an. Welche Herausforderungen bei der institutionellen Kapitalanlage im nächsten Jahr anstehen, werden wir im Herbst im Rahmen unseres jährlich stattfinden BAI Investor Survey vorstellen.
Der AIFMD-Review ist in der Tat ein zentrales Thema, welches in Kürze ansteht. Die EU-Kommission wird im Herbst den Entwurf einer Änderungsrichtlinie vorstellen, der möglicherweise doch umfassender sein wird, als bislang von Branche und Investoren erwartet. Denn die AIFM-Richtlinie hat sich in der Praxis bewährt und es gibt keine systematisch bzw. grundlegenden Schwachstellen, die behoben werden müssten. Aus Sicht der Kommission, die sich z.T. an Anregungen der europäischen Wertpapieraufsicht ESMA orientiert, sollen im Rahmen des Reviews u.a. folgende Themen adressiert werden: Einführung eines EU-Regelwerks für Kreditfonds, weitere Harmonisierung der Vorgaben für Verwahrstellen, Überarbeitung der Regelungen zu Auslagerung, Liquiditätsmanagement und Reporting.
Im gleichen Zug wird die EU-Kommission zudem auch Vorschläge zur Überarbeitung der ELTIF (European Long-Term Investment Funds) ‑Verordnung vorlegen. Dieses europäische Fondsformat für Langfristanlagen soll praxisgerechter ausgestaltet werden. Bisher fehlt noch die Akzeptanz in der Branche, obwohl Idee und Konzept eigentlich richtig sind und der ELTIF auch Privatanlegern offensteht. Diverse Mitgliedsunternehmen nutzen dieses Format zwar schon, aber es besteht Optimierungsbedarf. Der BAI hat bereits die Verabschiedung der AIFM-Richtlinie eng begleitet und wird bei der Novellierung erneut eine wichtige Rolle für die Branche einnehmen. Unsere Mitglieder haben immer die Möglichkeit, sich über unsere Fachausschüsse in die wichtige Verbandsarbeit miteinzubringen.
Über Frank Dornseifer
Frank Dornseifer ist Geschäftsführer beim Bundesverband Alternative Investments e.V., Bonn, und seit über 20 Jahren in unterschiedlichen Funktionen im Investment‑, Kapitalmarkt- und Gesellschaftsrecht aktiv. Nach seinem Studium in Bonn, Dublin und Lausanne arbeitete er als Rechtsanwalt in einer internationalen Anwaltssozietät in den Gebieten Gesellschafts- und Wertpapierrecht. Es folgte eine mehrjährige Tätigkeit als stellvertretender Referatsleiter bei der BaFin im Grundsatzreferat Investmentaufsicht und als Repräsentant im Investment Management Committee der Organisation der internationalen Wertpapieraufsichtsbehörden IOSCO, bevor er im Jahre 2007 zum BAI wechselte und seither dort die Verbandsaktivitäten leitet und koordiniert. Er ist Autor zahlreicher Fachpublikationen zum Investment- und Gesellschaftsrecht und Herausgeber von Kommentaren zum KAGB/InvG und zur AIFM-Richtlinie. Der Finanzausschuss des Bundestages und das Europaparlament haben ihn mehrfach als Sachverständigen in Gesetzgebungsverfahren zum Kapitalmarktrecht benannt.