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FÜR UNTERNEHMER UND INVESTOREN
3 Fragen an kluge Köpfe
Foto: D. Littig | bankless24

Crowdfunding auch für den Mittelstand?

Dazu 3 Fragen an D. Littig

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26. Novem­ber 2013

Die Idee zu Crowd funding stammt ursprüng­lich aus den USA und wurde zunächst vor allem bei der Finan­zie­rung von Musik­pro­duk­tio­nen einge­setzt. Crowd (‘Schwarm’) funding stellt eine inter­es­sante Alter­na­tive zur Finan­zie­rung von Projek­ten, Exis­tenz­grün­dun­gen und Unter­neh­men dar. In Deutsch­land gibt es etwa ein halbes Dutzend Crow­d­­fun­­ding-Plat­t­­for­­men wie etwa Berg­fürst oder compa­nisto mit dem Fokus auf Start­ups. — Gerade KMUs haben es immer schwe­rer, sich über Banken zu finan­zie­ren. Zukunfts­ori­en­tierte Lösungen der Finan­zie­rung sind gefragt. Ist mit Hilfe des ‚Schwarms’ Eigen- oder Fremd­ka­pi­tal auch für den Mittel­stand zu mobilisieren? 


Dazu 3 Fragen an Geschäfts­füh­rer bankless24, Weiterstadt.

1. Die USA waren Vorrei­ter für das Crowd­fun­ding. In Deutsch­land gibt es mitt­ler­weile rund ein halbes Dutzend Crowd­fun­ding-Platt­for­men für Start­ups. Welche Trends sind in Deutsch­land und Europa zu erkennen?

In der Tat waren und sind die USA Vorrei­ter im Crowd­fun­ding. Für das Jahr 2013 wird ein globa­les Markt­vo­lu­men von rd. 5 Mrd. USD erwar­tet, davon der Löwen­an­teil in den USA. Begriff­lich wird mitt­ler­weile unter­schie­den zwischen dona­tion- oder reward-based Crowd­fun­ding (auch als Ober­be­griff) und equity-based Crowd­fun­ding, das im deut­schen auch Crowd­in­ves­t­ing genannt wird. Im deut­schen Markt liegt bisher eindeu­tig ein Schwer­punkt auf Crowd­in­ves­t­ing Platt­for­men für Start­ups. Hier teilen sich die first mover Seed­match, Compa­nisto und Inno­ve­st­ment einen Groß­teil des Markt­seg­ments. Aller­dings besteht hier im Vergleich zum welt­wei­ten Markt noch deut­li­ches Aufhol­po­ten­tial: in den ersten drei Quar­ta­len 2013 wurde ein Volu­men von 11,7 Mio. EUR erreicht, was einer Stei­ge­rung gegen­über dem gesam­ten Jahr 2012 von 89% entspricht.

In einer etwas späte­ren Unter­neh­mens­phase setzt die Platt­form Berg­fürst an, die im Novem­ber ihr erstes Finan­zie­rungs­pro­jekt mit einem Volu­men von 3 Mio. EUR erfolg­reich abschlie­ßen konnte. Hier werden — anders als auf den ande­ren Platt­for­men — Aktien emit­tiert, was einer­seits u.a. einen Sekun­där­markt ermög­licht, ande­rer­seits aber aufgrund der Emis­si­ons­kos­ten auch eine gewisse Mindest­größe der Unter­neh­men voraussetzt.

Während im Startup-Segment eine Viel­zahl von Platt­for­men ange­tre­ten sind, von denen einige auch schon wieder vom Markt verschwun­den sind, wird das viel größere Segment des Mittel­stands bisher noch von sehr weni­gen Platt­for­men adres­siert. Die einzige Platt­form, die ausschließ­lich den Mittel­stand fokus­siert, ist bankless24.

Insge­samt entwi­ckelt sich derzeit in Deutsch­land und in Europa ein sehr viel­schich­ti­ger Crowd­fun­ding-Markt. Wir werden in den kommen­den Jahren in stark besetz­ten Segmen­ten eine Konso­li­die­rung sehen, in noch wenig bear­bei­te­ten Segmen­ten, wie der Mittel­stands­fi­nan­zie­rung, werden wir den Eintritt weite­rer Platt­for­men und ein star­kes Markt­wachs­tum sehen. Auf euro­päi­scher Basis werden wir eine Inter­na­tio­na­li­sie­rung erfolg­rei­cher Platt­for­men sehen. Ein erstes Beispiel hier­für ist Fundedbyme, eine schwe­di­sche Platt­form, die bereits in 7 Ländern aktiv ist und Anfang 2014 in den deut­schen Markt eintre­ten wird. Eine aktu­elle Studie der Welt­bank erwar­tet bis zum Jahr 2025 ein welt­wei­tes Markt­vo­lu­men für Crowd­fun­ding von 100 Mrd. USD.

2. Wann wurde bankless24 gegrün­det. Wieviel Wett­be­werb verträgt der deutsch­spra­chige Crowd­fun­ding-Markt? Welche Perspek­ti­ven hat bankless24 im Blick?

bankless24 ist seit Ende 2012 am Markt und hat bisher vier Finan­zie­rungs­pro­jekte erfolg­reich abge­schlos­sen. Auf unse­rer Platt­form können mittel­stän­di­sche Unter­neh­men stan­dar­di­sierte Genuss­rechte emit­tie­ren. Anle­ger — private und insti­tu­tio­nelle — erhal­ten auf bankless24 Zugang zu mezza­ni­nen Anla­ge­instru­men­ten klei­ner und mittel­stän­di­scher Unter­neh­men — einer neuen Anla­ge­klasse, die bisher nicht indi­vi­du­ell inves­tier­bar war.

Hinsicht­lich des Wett­be­werbs, den der deutsch­spra­chige Markt verträgt, muss man ganz klar nach Segmen­ten unter­schei­den. Ich bin der Meinung, dass das Startup-Segment mitt­ler­weile ausrei­chend Platt­for­men im deut­schen Markt hervor­ge­bracht hat. In ande­ren Segmen­ten, wie Immo­bi­lien, rene­wa­bles oder auch lokale Platt­for­men muss man die weitere Entwick­lung abwar­ten. Hier gibt es sicher auch künf­tig eine Berech­ti­gung für Nischen­mo­delle. Hinsicht­lich unse­res Segments, des Mittel­stands, erwarte ich ein star­kes Zuneh­men der Anbie­ter­zahl. Das Markt­seg­ment ist sehr groß, es zeich­net sich jetzt und in Zukunft durch struk­tu­relle Defi­zite in der Finan­zie­rungs­land­schaft aus und es bietet dem Anle­ger attrak­tive Rendi­ten bei oft trans­pa­ren­te­ren Risi­ken als bspw. im Startup-Segment. Ein hoch attrak­ti­ver Markt also.

Die Perspek­ti­ven für bankless24 liegen klar in größe­ren Finan­zie­rungs­vo­lu­mina. Bereits jetzt haben wir eine beacht­li­che Anzahl von Finan­zie­rungs­an­fra­gen im Bereich von 1 — 5 Mio. EUR. Genau hier liegt auch ein struk­tu­rel­les Defi­zit im Markt. In diesem Bereich bieten wir mittel­stän­di­schen Unter­neh­men eine Finan­zie­rungs­al­ter­na­tive und zins­ori­en­tier­ten Anle­gern Zugang zu dieser neuen Anlageklasse.

3. Eignet sich Crowd­fun­ding als Finan­zie­rungs­tool für den deut­schen Mittel­stand? Auch im Hinblick auf Finan­zie­rungs­um­fang und zeit­li­cher Rahmen?

Der Crowd­fun­ding Markt ist insge­samt noch ein sehr junger Markt. Aber er ist auch ein Markt mit extrem dyna­mi­schem Wachs­tum. Die ersten Finan­zie­rungs­pro­jekte im 7‑stelligen Bereich wurden mitt­ler­weile gestemmt und es wird in naher Zukunft zahl­rei­che weitere Projekte in diesen Größen­ord­nun­gen geben — auch und gerade im Mittel­stand. Crowd­in­ves­t­ing schließt für den Mittel­stand eine struk­tu­relle Finan­zie­rungs­lü­cke. In dem Bereich  bis 5 Mio. EUR gibt es kaum Alter­na­ti­ven zur klas­si­schen Bank­fi­nan­zie­rung. Der Kapi­tal­markt, z.B. die Mittel­stands­an­lei­he­märkte, benö­tigt Größen­ord­nun­gen ab mind. 10 Mio. EUR, ebenso verhält es sich mit indi­vi­du­el­len Eigen­ka­pi­tal- oder Mezzanineangeboten.

Man darf nicht über­se­hen, dass Crowd­in­ves­t­ing in der Lage ist, handels­bi­lan­zi­el­les Eigen­ka­pi­tal bereit zu stel­len. Das ist komple­men­tär zu Bank­pro­duk­ten und verbes­sert die Boni­tät der mittel­stän­di­schen Unternehmen.

Der Zeit­be­darf für ein Finan­zie­rungs­pro­jekt liegt bei ca. 3 — 4 Mona­ten. Das ist ein Zeit­raum, der durch­aus in den Planun­gen mittel­stän­di­scher Unter­neh­men abbild­bar ist.

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