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3 Fragen an kluge Köpfe
Foto: Florian Hirschmann

Chinesische Private Equity Investoren auf dem Vormarsch in Deutschland

Dazu 3 Fragen an Florian Hirschmann

DLA Piper UK LLP
Foto: Florian Hirschmann
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22. Dezem­ber 2015

Chine­si­sche Inves­to­ren sind schon seit länge­rer Zeit insbe­son­dere an deut­schen Ziel­ge­sell­schaf­ten inter­es­siert. Während bis jetzt eher Stra­te­gen, darun­ter große chine­si­sche Staats­kon­zerne, soge­nannte “SOEs” — “State Owned Enti­ties”, das Rennen mach­ten bzw. sich an Über­nah­men in Deutsch­land versuch­ten, nehmen nun vermehrt chine­si­sche Finanz­in­ves­to­ren deut­sche Firmen ins Visier. 


Dazu 3 Fragen an Rechts­an­walt, Part­ner und Co-Head China Desk bei DLA Piper UK LLP, München, sowie Beirat der Cannon­ball Capi­tal Group

1. Wie sehen Sie die Akti­vi­tät von chine­si­schen Finanz­in­ves­to­ren in Bezug auf Akqui­si­tio­nen in Deutschland?

Wir nehmen hier eine deut­lich stei­gende Akti­vi­tät chine­si­scher Funds wahr. Während sich chine­si­sche Funds bis dato darauf beschränk­ten, Real Estate Invest­ments über­wie­gend in Groß­bri­tan­nien zu reali­sie­ren, stre­cken  sowohl große staat­li­che als auch private Finanz­in­ves­to­ren jetzt ihre Fühler nach Deutsch­land aus. Dies umfasst zum einen ausdrück­lich und ausschließ­lich für den deut­schen Ziel­markt zur Verfü­gung gestellte Funds-Mittel wie beispiels­weise von der China Invest­ment Corpo­ra­tion (CIC), hier  mit einem Volu­men von über EUR 750 Millio­nen. Zudem zeigt auch die Eröff­nung von Büros in Deutsch­land, wie jüngst von Jian­tou Invest­ment (JIC) in Frank­furt am Main sowie die Einstel­lung von erfah­re­nen Invest­ment Profes­sio­nals in Deutsch­land, dass nun den Worten vergan­ge­ner Tage Taten folgen.

In Zukunft werden wir nicht nur das bisher schon sehr aktive private Finanz­kon­glo­me­rat FOSUN bei Akqui­si­tio­nen in Deutsch­land und Europa sehen, sondern insbe­son­dere staat­li­che Funds der Zentral­re­gie­rung in Beijing und Finanz­in­ves­to­ren mit gefüll­ten Kassen der verschie­de­nen, unter­ein­an­der konkur­rie­ren­den Provin­zen Chinas. Die Land­schaft wird sich hier sehr verändern.

2. Was sind Ihrer Ansicht nach die größ­ten Heraus­for­de­run­gen von chine­si­schen Finanz­in­ves­to­ren bei Unter­neh­mens­käu­fen in Deutsch­land? Gibt es Lieblings-Targets?

Chine­si­sche Private Equity (PE)-Investoren haben bisher noch immer ein Problem mit dem Deal Sourcing. Dies gilt  nicht für die großen Bieter­ver­fah­ren, oftmals Secon­da­ries, bei denen chine­si­sche Finanz­in­ves­to­ren gern gese­hene Bieter sind und ohne Zutun auf die Short Lists rutschen und auch die gewünsch­ten Prämien der Private Equity-Häuser über­wie­gend ameri­ka­ni­scher und engli­scher Prove­ni­enz zahlen. Die Heraus­for­de­rung besteht darin, oftmals fami­li­en­ge­hal­tene Ziel­ge­sell­schaf­ten aus dem Mittel­stand zu iden­ti­fi­zie­ren, die hohe Wachs­tums­chan­cen auf dem asia­ti­schen Markt versprechen.

Dafür haben sich chine­si­sche PE-Inves­to­ren mitt­ler­weile aber ein Rezept bereit­ge­legt: Mehr und mehr suchen sie sich auf dem deut­schen Markt einge­ses­sene PE Funds oder Family Offices als Spar­ring-Part­ner oder Co-Inves­to­ren. Wurden die chine­si­schen Finanz­in­ves­to­ren früher von den großen Play­ern im PE-Markt eher belä­chelt und arro­gant behan­delt, sind die Chine­sen mitt­ler­weile sehr geschätzt. Zum ande­ren wissen sie inzwi­schen genau, was sie wollen. Die Zeit der langen, nichts­sa­gen­den “Shop­ping Listen” ist vorbei. Wir sehen einen sehr profes­sio­nel­len Ansatz. Gefragt sind derzeit Targets für das Indus­trie-Upgrade in China, insbe­son­dere aus dem Bereich der Auto­ma­tion und Roboterindustrie.

Eine weitere Heraus­for­de­rung besteht darin, den klas­si­schen Mittel­ständ­ler davon zu über­zeu­gen, dass der zukünf­tige Eigen­tü­mer ein chine­si­scher Finanz­in­ves­tor sein könnte. Legt man jedoch die Fakten und die viel­ver­spre­chen­den Perspek­ti­ven einer Erschlie­ßung des chine­si­schen Mark­tes dem Mittel­ständ­ler auf den Tisch, ist hier unse­rer Erfah­rung nach, das Eis ganz schnell geschmol­zen und der Boden für konstruk­tive Gesprä­che geschaffen.

3. Sie bera­ten mit Ihrem deutsch-chine­si­schen Team neben chine­si­schen Private Equity-Funds und Invest­ment­ge­sell­schaf­ten auch euro­päi­sche und deut­sche Finanz­in­ves­to­ren. Wie werden die chine­si­schen Kolle­gen hier­zu­lande betrachtet?

War es zunächst Ableh­nung und abwar­tende Skep­sis, die den chine­si­schen PR-Inves­to­ren entge­gen­ge­bracht wurde, sind natio­nale und inter­na­tio­nale Private Equity-Häuser sich nunmehr durch­aus bewusst, dass die chine­si­schen Finanz­in­ves­to­ren nicht nur gute Käufer ihrer Port­fo­lio­un­ter­neh­men sind, sondern aufgrund der Markt­nähe zu den asia­ti­schen Wachs­tums­märk­ten auch sehr versierte und vernetzte Co-Investoren.

Um einen Markt­aus­bau in China mit dem erwor­be­nen Target voran­zu­trei­ben, verfol­gen chine­si­sche Funds zuneh­mend die Stra­te­gie, bran­chen­er­fah­rene chine­si­sche Stra­te­gen an Bord zu holen und gemein­sam den Unter­neh­mens­kauf zu stem­men. Die Wett­be­werbs­fä­hig­keit chine­si­scher Finanz­in­ves­to­ren in Bieter­ver­fah­ren steigt dadurch, dass der “Market Roll Out” von Produk­ten der poten­ti­el­len Port­fo­lio­ge­sell­schaf­ten im Vorhin­ein mit Hilfe stra­te­gi­scher chine­si­scher Markt­teil­neh­mer einkal­ku­liert wird und so Prämien gezahlt werden können, die andere Bieter, seien es Finanz­in­ves­to­ren oder reine Stra­te­gen, nicht in der Lage sind, über­haupt zu bieten.

 


 

Über Florian Hirschmann

Florian Hirsch­mann ist Rechts­an­walt und Part­ner bei DLA Piper in München und berät sowohl Finanz­in­ves­to­ren als auch stra­te­gi­sche Inves­to­ren auf dem Gebiet des Gesell­schafts­rechts, insbe­son­dere in natio­na­len und inter­na­tio­na­len Private Equity und M&A‑Transaktionen, Venture Capi­tal und Joint Ventures. Als Co-Head des China Desk berät Florian Hirsch­mann zahl­rei­ceh chine­si­sche Finanz­in­ves­to­ren und Stra­te­gen bei Unter­neh­mens­käu­fen in Deutsch­land. Als Beirat der Cannon­ball Gruppe berät er aktiv bei Inves­ti­tio­nen, Struk­tu­rie­rungs­the­men und steht den Kunden als Spar­rings-Part­ner zur Verfü­gung. Vor seinem Wech­sel zu DLA Piper im Jahr 2014 arbei­tete Florian Hirsch­mann mehrere Jahre als Part­ner für eine führende ameri­ka­ni­sche und engli­sche Groß­kanz­lei in München und Frank­furt am Main. 

Über DLA Piper UK LLP

DLA Piper ist eine welt­weit tätige Rechts­an­walts­kanz­lei. In mehr als 30 Ländern in Europa, Afrika, Asien, Austra­lien, dem Nahen Osten sowie Nord- und Südame­rika bietet DLA Piper ein umfas­sen­des Rechtsberatungsangebot.
In Deutsch­land ist DLA Piper an fünf Stand­or­ten – Berlin, Frank­furt am Main, Hamburg, Köln und München — vertreten.

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