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3 Fragen an kluge Köpfe
Foto: Lars Mehrlich

Banken und Debt-Fonds kämpfen um den Mittelstand

Dazu 3 Fragen an Lars Mehrlich

IKB Deut­sche Indus­trie­bank AG
Foto: Lars Mehrlich
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14. Septem­ber 2016

Trends in der Mittel­stands­fi­nan­zie­rung: Im vergan­ge­nen Jahr gelang es den Debt-Fonds, ihren 2014 erober­ten Markt­an­teil von rund 26 Prozent am deut­schen Lever­a­ged Finance-Markt zu behaup­ten. Offen­sicht­lich können die Banken das Aufkom­men der Debt-Fonds für die Mittel­stands­fi­nan­zie­rung in Deutsch­land nicht mehr aufhal­ten. Sie konkur­rie­ren auch mit Mezza­­nine-Kapi­­tal als Finan­zie­rungs­mög­lich­keit. Dieses ist vor allem für Unter­neh­men von Inter­esse, die hohe Wachs­tums­ziele verfol­gen und dafür viel Kapi­tal benötigen. 


Dazu 3 Fragen an Direktor/Senior Invest­ment Mana­ger, IKB Deut­sche Indus­trie­bank AG, Düsseldorf

1. Können Sie bitte den Unter­schied zwischen Mezza­nine-Fonds und Private Debt-Fonds erläutern?

Private Debt steht für die Bereit­stel­lung von Fremd­ka­pi­tal durch insti­tu­tio­nelle Inves­to­ren außer­halb des Kapi­tal­mark­tes und wird verstärkt als Substi­tut für klas­si­sche Banken-Finan­zie­run­gen verstan­den. Private Debt-Fonds konzen­trie­ren sich auf Produkte und Situa­tio­nen, die aufgrund der Regu­lie­rung für Banken unat­trak­tiv gewor­den sind. Finan­zie­rungs­in­stru­mente, die typi­scher­weise unter Private Debt fallen, sind lang­lau­fende Senior-Kredite, Unitran­chen, also Finan­zie­run­gen mit sowohl vor- als auch nach­ran­gin­gen Kompo­nen­ten, Mezza­nine & eigen­ka­pi­tal­nahe Instru­mente, durch Immo­bi­lien besi­cherte Forde­run­gen oder unter­neh­me­ri­sche Sondersituationen.

In der jünge­ren Vergan­gen­heit konnte man fest­stel­len, dass Private Debt-Fonds zuneh­mend eine möglichst große Band­breite des oben darge­stell­ten Finan­zie­rungs­spek­trums anbie­ten. Der Vorteil von diesen spezia­li­sier­ten Fonds liegt in der Regel in der größe­ren Flexi­bi­li­tät der Finan­zie­rungs­in­stru­mente und der damit einher­ge­hen­den Fähig­keit, auf die indi­vi­du­elle Finan­zie­rungs­si­tua­tion eines Unter­neh­mens einzugehen.

2. Die IKB Deut­sche Indus­trie­bank AG hat vor ca. 3 Jahren eine Private Debt-Fonds-Platt­form aufge­legt. Wie viele Invest­ments haben Sie bisher gemacht und auf welche Situa­tio­nen konzen­trie­ren sich die Fonds?

Die von der IKB initi­ierte und verwal­tete Fonds­platt­form VALINFUNDS agiert als Binde­glied zwischen insti­tu­tio­nel­len Inves­to­ren wie Versi­che­run­gen und Pensi­ons­fonds und dem deut­schen Mittel­stand. Mit einem commit­ted capi­tal von insge­samt ca. 600 Mio. Euro bietet VALINFUNDS attrak­tive Private Debt-Finan­zie­rungs­lö­sun­gen. Die Fonds der Platt­form konzen­trie­ren sich dabei jeweils auf ein Finan­zie­rungs­in­stru­ment und bieten aktu­ell Senior-Kredite mit Lauf­zei­ten bis zu 10 Jahren an, bei denen Block­fäl­lig­keit möglich ist sowie Mezza­nine-Kapi­tal mit Lauf­zei­ten bis zu 7 Jahren.  Die beiden Fonds haben bislang 13 Finan­zie­run­gen erfolg­reich umge­setzt und über 200 Mio. Euro investiert.

Der Mezza­nine-Fonds konzen­triert sich auf etablierte deut­sche Mittel­ständ­ler ab einem Umsatz von ca. 40 Mio. Euro. Das Einzel­in­vest­ment je Unter­neh­men beträgt meist zwischen 3 und 10 Mio. Euro. Die Finan­zie­rungs­an­lässe sind viel­schich­tig und decken z.B. klas­si­sche Wachs­tums­fi­nan­zie­run­gen, Passiv­sei­ten-Restruk­tu­rie­run­gen und Akqui­si­ti­ons­fi­nan­zie­run­gen ab, aber auch Gesell­schaf­ter­wech­sel sowie die Stär­kung der Kapitalstruktur.

Der Senior Debt-Fonds konzen­triert sich auf etablierte deut­sche Mittel­ständ­ler ab einem Umsatz von ca. 200 Mio. Euro und einem EBITDA von 15 Mio. Euro. Das Einzel­in­vest­ment je Unter­neh­men beträgt i.d.R. zwischen 5 und 50 Mio. Euro. Typi­sche Finan­zie­rungs­an­lässe sind Wachstums‑, Akqui­si­ti­ons- und Anschluss­fi­nan­zie­run­gen, wobei der Fonds keine Zweck­ge­bun­den­heit bei den Finan­zie­run­gen verlangt.

3. Auf welche Situa­tio­nen konzen­trie­ren sich Mezza­nine-Fonds im Vergleich zu Senior Debt-Fonds?

Senior Debt-Fonds stel­len häufig lang­lau­fen­des Fremd­ka­pi­tal zur Verfü­gung. Dies kann besi­chert wie auch teil­weise unbe­si­chert gesche­hen. Durch die indi­vi­du­elle Ausge­stal­tungs­mög­lich­keit kann Private Senior Debt besser auf die Finan­zie­rungs­be­dürf­nisse eines Unter­neh­mens ange­passt werden als Kapi­tal­markt­pro­dukte wie Anlei­hen. Sehr häufig wird Senior Debt in Gesamt­fi­nan­zie­rungs­struk­tu­ren als lang­fris­ti­ger, häufig endfäl­li­ger Baustein einge­bet­tet. Dadurch kann die Tilgungs­struk­tur deut­lich entlas­tet werden.

Mezza­nine-Kapi­tal kommt häufig dann zum Tragen, wenn klas­si­sche Finan­zie­rungs­ar­ten an ihre Gren­zen stoßen. So tun sich Banken noch heute schwer, z.B. Gesell­schaf­ter-Auskäufe zu finan­zie­ren. Der häufigste Anlass dürfte aber sein, dass die Verschul­dungs­ka­pa­zi­tät für klas­si­sches Senior-Kapi­tal erreicht ist und noch eine „Lücke“ in der Finan­zie­rung geschlos­sen werden muss. Viele Unter­neh­mer sehen Mezza­nine-Kapi­tal zudem als eine Art „Kriegs­kasse“, um flexi­bel auf sich im Markt erge­bende Chan­cen mit Akqui­si­tio­nen oder Expan­sion reagie­ren zu können.

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